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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 9)

der Tafel zu schmücken bestimmt ist, also dem diesen Sitz einneh- 
menden Ehrengaste Austausch und Ausblick nicht wesentlich beein- 
trächtigen darf, keine starke Höhenentwicklung gestattet. Dieser Ge- 
sichtspunkt verlangte selbstverständlich auch besondere Beachtung 
bei der Feststellung des Entwurfes, der dem Hofgoldschmied Gabriel 
Hermeling zu Köln übergeben wurde mit dem Auftrage, ihn für die 
Zwecke der metallischen Ausführung auszubilden. In möglichst aus- 
gedehntem Masse sollte daran die Glanzzeit der Stadt Köln Ausdruck 
finden, insoweit sie durch Wappen, Denkmäler, historische Figuren 
im Rahmen der metallischen Techniken darstellbar ist. Ihre heraldi- 
schen Thiere erschienen als die angemessensten Träger des Ganzen, 
ihre farbigen Wappen als passendste Ausfüllung der Felder, ihr alter 
Mauerkranz mit Burgen und Thürmen als sinnvollste Bekrönung der 
Schale, die drei Kaiser, welche im Gürzenich, dem alten städtischen 
Festlocale, von der Bürgerschaft empfangen waren, Friedrich IlI., 
Maximilian I., Karl V., als glorreichster Schmuck für die Thronsessel, 
für welche der Untersatz die beste Stelle bot. Die Zeit dieser drei Kaiser- 
besuche war zugleich massgebend für die Wahl des spätgothischen 
Stiles, für den in Köln auch sonst noch mancherlei Rücksichten ob- 
walten. - Auf dieser Grundlage handelte es sich zunächst um eine 
durchaus correcte architektonische Lösung, die kaum je erreichbar 
ist, wenn der Architekt allein das Wort hat und der Goldschmied 
architektonischen Aufgaben nicht gewachsen, also nicht befähigt ist, für 
die Architekturformen den Anforderungen des Metalls Rechnung zu 
tragen, nach dem Vorbilde der alten Meister. Leider haben unsere 
modernen Goldschmiede diesem wichtigen Zweige keine hinreichende 
Beachtung geschenkt, so dass es fast nur noch einigen älteren derselben 
gelingt, in dieser Hinsicht den Anforderungen des Stils im Grossen 
wie im Einzelnen gerecht zu werden. - Bei der Beschreibung unseres 
55 Centimeter hohen, silbervergoldeten Laufbrunnens, an der Hand 
der hier beigefügten Abbildung, darf zunächst festgestellt werden, dass 
die architektonische Lösung, die am Untersatze in besonderem Reich- 
thume sich entfaltet, aber bis oben consequent durchgeführt ist, kaum 
etwas zu wünschen übrig lässt, als eine etwas breitere Fassung des 
Fusses und der Bekrönung, denen gegenüber die während der Arbeit 
an Ausdehnung gewachsene Schale etwas zu sehr prävalirt. Abwech- 
selnd tragen Löwen und Greife den bimförmigen Dreipass, den das 
durchgeschobene Dreieck zum Sechseck erweitert, und von sehr 
guter Wirkung ist der zinnenbezackte I-Iängefries, der dieses umzieht. 
Eine flache I-Iohlkehle leitet durch Vermittlung einer durchbrochenen 
Borde zum Schaft über und die drei breiten Pässe verjüngen sich in
	        
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