Geschichte der Kunsttechnik. Sein nur der Arbeit gewidmetes Leben
und sein lauterer Charakter haben ihm die Achtung Aller gesichert,
die mit ihm in Verkehr traten.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBENSAP
VON LUDWIG HEVESI-WIENSIP
AS ERZHERZOG ALBRECHT-DENKMAL. AmznMai, umzUhr
nachmittags, ist in Wien das kolossale Reiterdenkmal des Siegers von
Custoza enthüllt worden. Es war Pfingstsonntag und alle Licht- und Luftfreude
eines Frühlingsfestes war über dem glänzenden Gepränge ausgegossen, mit dem
diese historisch-patriotische, dynastisch-populäre Gedenkfeier vor sich ging. Der
Albrechtsplatz, auf den die eherne Reiterstatue von der Höhe der Terrasse vor
dem Albrechtspalais niederschaut, bot im Schmucke seiner Fahnen, Teppiche,
Blumen und all der blitzenden, blendenden Gala, die ihn erfüllte, einen unvergess-
lichen Anblick. Alles, was in der Monarchie repräsentirt, war in dem verhältnis-
mässig engen Raume vertreten; das Herrscherhaus, der Hof, der Staat, Kirche,
Heer, Bürgerthum - und der Kaiser selbst gab das Zeichen, damit die Hülle falle
von dem jüngsten Ehrenmal Habsburgs. Die Stelle, wo das Denkmal steht, ist
gleichsam die natürliche für dieses Standbild. Der Erzherzog könnte eben aus
seinem Hause getreten und zu Pferde gestiegen sein. Und alles ringsum, oben
und unten, auch der Brunnen ihm zu Füssen, trägt ohnehin seinen Namen. Und
dann drängt es sich jedermann von selbst auf, dass dieses Fleckchen Augustiner-
bastei, zu dem die grosse Rampe hinanstreicht, noch den ehrwürdigen Wällen
der in aller Christenheit berühmt gewordenen Festung Wien angehört. Von dieser
Scholle aus haben die Wiener noch stürrnende Fremdvölker abgewehrt, sie ist ein
Fussbreit Schlachtfeld, und wohl mag auf solchem Grunde das Erzbild eines sieg-
reichen Führers österreichischer Heere aufgerichtet stehen. Zu den persönlichen
und historischen Beziehungen gesellt sich noch die Gunst der Örtlichkeit als
solcher. Der eigentliche Albrechtsplatz ist ja kein richtiger Rahmen für ein Denk-
mal, und auch der Mozart steht dort etwas verlegen abseits, damit der unauf-
hörliche Durchmarsch des Verkehrslebens nach sechs Richtungen an ihm vorbei
stattfinden könne. Der Platz formt sich nicht organisch und besteht mehr aus
Strassenmündungen, als aus gebauten Fronten. Aber er besitzt eine der grössten
Seltenheiten in einer sorgfältig nivellirten City, nämlich einen echten und rechten
Hügel. Eine alte Palaststime schliesst ihn hinten ab, eine monumentale Balustrade
umsäumt den vorderen Rand, von dichten grünen Laubkronen überragt. Da ist ein
Stückchen Natur, das sich nicht völlig versteinern liess. In der I-iügelwelt Roms
kommen solche Plateaus vor, und in der That denkt man angesichts dieses
Albrechtshügels einen Augenblick an den ehemen Marc Aurel, wie er von hohem
Ross über die Stufen des Capitols niederschaut. Nur einen Augenblick allerdings
und von ferne, aber die neugewonnene Vedute am Albrechtsplatz ist jedenfalls ein
ungewöhnlicher und bedeutsamer Zug im Stadtbilde Wiens. Auch hat man allezeit
diese Stelle für ein Reiterbild in Aussicht genommen. Vor vielen Jahren schon
schrieb der Architekt Schachner in einer Fachzeitschrift darüber, und Hausen
schlug geradezu vor,- das Radetzky-Denkmal hieher zu stellen. Die Verhältnisse
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