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Die Medaille wendet sich nur an Verständige, an einen heute noch
intimen Kreis von Kennern intimer Kunstwirkungen; schon der Umstand,
dass zwei nicht gleichzeitig,
ihre Meinung austauschend
oder aufdrängend, ein solches
Werk betrachten können, das
man in die Hand und meist
dicht vors Auge nehmen muss,
um einzudringen in dasselbe,
schliesst die weite Öffentlich-
keit aus. Die Medaillenkunst
hat etwas Aristokratisches;
demokratisixt könnte sie nur
werden. wenn überall, wie in
Frankreich, auch die Münze
kunstvolle Gestaltung erhielte
und so zu Jedem, auch dem
Ärmsten eine eindringliche
Sprache überzeugender Kunst-
gesinnung sprechen würde.
Die Führung ist bei den
Franzosen. Dort herrscht der
regste Eifer, das weiteste
Verständnis, die grösste viel-
seitigste Meisterschaft, die äl-
teste, beste Tradition. Die
Entwicklung der modernen
französischen Plastik aus dem
CIaSSiCiSTIIUS dllfCh - Rßmantik Peter Breithut, Relief in Silber, Gold und Nephrit
und Historismus ist auch die
Entwicklung der modernen französischen Medaille. Die Achtung vor der
Tradition in Verbindung mit stets lebendiger Fortentwicklung derselben und
frischer, freudiger Aufnahme alles guten Neuen, das ist das Geheimnis der
steten unverwelklichen Blüte der französischen Kunst überhaupt. Dieser
sprühende, sprudelnde, unberechenbare, oft so extravagante und revolutionäre
Volksgeist, in der Kunst hat er einen stark conservativen Zug, jenen Conser-
vatismus, den Tradition und Kunstgefühl bedingt und doch auch wieder vor
Erstarrung und Versumpfung bewahrt. Die moderne französische Medaille
leitet ihren Ursprung nicht von dem Realismus des Pierre Jean David
von Angers, sondern von dem typischen Classicismus eines Andrieu und
Denon her, welche die Medaille des Napoleonischen Zeitalters schufen. Das
scharf umrissene und doch weiche Porträt, wie die sinnvolle, poesiereiche
Allegorie in classischen edlen Formen zeigt sich schon dort. Die hohe Kunst
wies die weiteren Wege. Wer könnte der Bosio, Pradier, Cortot, Lemaire