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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 6)

A. Rodin, Basrelief an der 
„Pforte der Hölle", 
Gruppen erinnern werden, und den er übrigens auch 
in eine Serie von Zeichnungen übertragen hat, die zu 
Illustrationen eines im Besitze des Herrn Paul Gallimard 
befindlichen Exemplars der „Fleurs du ma" bestimmt 
wurden); anderseits hat man ihn auch gelegentlich mit 
Michel Angelo verglichen. 
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als 
Da das Leiden und die Wollust Geschwister sind, 
indem beide das Wesen des Lebens ausmachen, dessen 
leidenschaftlicher Darsteller Rodin ist, so hat der Künstler 
nicht weniger als die erste auch die vielfältigen Formen 
der zweiten gefühlt, wobei er ungeachtet des trügerischen 
Scheines nichts anderes kennen lernte als eine weitere 
Form des menschlichen Elends. In einer Anzahl von 
Gruppen, von denen einige die Spuren des Erzitterns der 
Finger des Bildhauers zu tragen scheinen, andere liebevoll 
aus glattem Marmor gebildet sind, mit durchsichtigen 
Umrissen, ganz in schmeichelndem Lichte gebadet, ver- 
sinnlicht Rodin mit durchdringender Schärfe die Angst, die 
Kämpfe, die einigermassen feindliche Blutgier, die bitteren 
Enttäuschungen und selbst die krankhaften Sonderbar- 
}, keiten der fleischlichen Liebe. Die Aufrichtigkeit und der 
Ernst der Ausführung, die mysteriöse, fast tragische Seite 
dieser Umklammerungen, wo Wesen das Entzücken 
l ' suchen und in Traurigkeit versinken, wo mitten im Glück der 
I Hauch eines nachdenklichen Leides emporsteigt, dies alles 
_ kommt in einerArtundWeise zumAusdruck, dass manRodin 
Ü keineswegs den Vorwurf des Erotismus machen kann. 
I-Iieher gehören - um nur die wichtigsten anzuführen - 
4 Gegenstände der antiken Fabelwelt: Faunen und Satyre, 
Dryaden und Nymphen quälend, der Minotaurus, dann 
eine Gruppe, „die Entführung", bei der in packender 
Weise der Contrast des gewaltigen Körpers eines Mannes, der mit furchtbarer 
Umklammerung ein in sich selbst zusammengerolltes Weib vom Boden 
emporhebt, mit der weichen, zarten Gestalt des Weibes betont ist; andere 
Gegenstände sind mehr von allgemeiner und philosophischer Bedeutung: „der 
ewige Abgott", ein kniender Mann, der demüthig die Brust eines Weibes 
küsst, das, höher angebracht als er, gleichfalls knieend, eine nachlässige und 
hochmüthige Haltung zeigt; die „entschwindende Liebe" oder „der Traum" 
(ursprünglich auch „das Ufer und die Welle" genannt), eine auserlesene 
Gruppe, die ein Weib von geschmeidigen, schlanken Formen zeigt, von 
duftiger Weichheit, das den Armen des sie vergeblich verfolgenden Liebenden 
entflieht, der mit gestrecktem Körper sich anstrengt, sie zurückzuhalten;
	        
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