der vereinfachende Stil der farbigen Lithographie so sicher und klar
entwickelt wie in Karlsruhe. Es ist gar kein Zweifel, dass Kalckreuth seinen
Schülern den erheblichsten Dienst geleistet hat, indem er sie auf die Griffel-
kunst hinleitete. Man
weiss, wie viele ver-
fehlte Existenzen Grund
haben, mit Gram oder
Zorn auf ihre akade-
V mischenStudienzurück-
i zuschauen. Je viel-
f seitiger aber auf der
' Akademie die tech-
1 nischen Fähigkeiten
N ausgebildet werden, um
so vielseitiger sind auch
. für den Schüler später
die Möglichkeiten, nach
der einen oder anderen
Seite hin sich zu
bethätigen und frucht-
bringend zu schaffen,
ohne dass er das nieder-
drückende Gefühl hat,
von der Höhe seiner
Ideale her-absteigen zu
müssen. Kalckreuths
eigene Lithographien,
. Schabkunstblätter und
__ Radirungen behandeln
Leopold am KalckreutlgAlte Frauinder Dämmerung die gleichen 51059 Wie
seine Gemälde. Hervor-
ragende Blätter sind „Die Arbeit" (grabende Bäuerin mit Kind, das am
Boden sitzt) und „Frau bei Lampenlicht am Tische sitzend". Auch einige
Familienbildnisse hat Kalckreuth radirt.
In mehr als einer Beziehung ist somit Graf Leopold von Kalckreuth
eine für die deutsche Kunst bedeutsame Erscheinung. Was die Freilicht-
malerei angeht, so straft seine Kunst diejenigen Lügen, die in ihr eine
vorübergehende Modeerscheinung sehen wollten. Wir haben in unserer
kritischen Thäügkeit von vorneherein ohne Wanken zu der modernen Kunst
gestanden, und zwar auch in der Empfindung und Erwägung, dass sie eine
grosse Entwicklung vor sich habe, und dass zu den vornehmsten Aufgaben
des Kritikers gehöre, das Entwicklungsfähige zu erkennen und zu fördern
und das Verständnis dafür vorzubereiten. Kalckreuth ist ein glänzender
Beweis für die Richtigkeit dieser Erwägungen. In seiner Malerei treten uns