die Unterstufe bestimmten Gegenständlichen bezeichnet, das - wie eben die heimische
Fauna und Flora - dem kindlichen Interesse nahe liegt. Die Darstellungen sollen sich
farbig, etwa in der Art guter Plakate zeigen. Eine Änderung der Auswahl finden wir auf
der Mittel- und Oberstufe, wo Reproductionen von Kunstwerken hinzutreten; sowohl
solcher aus der deutschen und modernen Kunst,
„soweit sie einfach und natürlich ist", als sonst
allem Grossen entnommen, was je in der Kunst
geschaffen wurde. Der Verfasser verhehlt es nicht,
dass die Formensprache Dürers, Holbeins und
Rembrandts die Kinder zwar zuerst befremden
werde, „aber die Grösse, die Gefühlsinnigkeit, der
geistige Gehalt dieser Meister ist doch so gewaltig,
dass sie auch auf das
Gemüth der Kinder
wirken und ihnen
rechte Freude machen
können". Es bleibt
wohl nochzu erwägen,
ob nicht gerade hier
schon des Kunstge-
schichtlichen zu viel,
des zum unmittelbaren
Genusse Bestimmten
zuwenig geboten wird,
denn „die Kunst soll
in die Schule, nicht die
Kunstgeschichte".
Einige Streiflichter
auf die Einrichtungen
der Schulen in ausserdeutschen Ländern, in England, Amerika, Dänemark, Österreich, in
der Schweiz, in Belgien, Frankreich und Russland zeigen allenthalben mehr oder weniger
das Bestreben aller dieser Länder (allerdings nach sehr differirenden Grundsätzen), die
Liebe zur Kunst schon in der Schule in die jugendlichen Herzen zu pllanzen. Wie sehr
die Ansichten über dieses Thema überhaupt schwanken, ergibt sich schon bei einem
flüchtigen Vergleiche. Wenn zum Beispiel der Autor unserer Schrift es von grösstem
Werte findet, dass die Bilder an der Wand als Schmuck bleiben, so legt man in Man-
chester besonderes Gewicht darauf, die im Art Museum geschalTenen Bilder den Schulen
abwechselnd serienweise zu leihen. Wohl mit vollem Rechte hebt Dr. Spanier hervor,
dass das Verständnis durch die lebende Persönlichkeit des Lehrers angeregt werden solle;
„beschreibende und belehrende Zettel bei den Bildern sollten dieses Amt nicht üben". Dem
gegenüber steht als ein Exempel englischen Vorganges die lange, nüchterne und geschäfts-
mässige Erklärung, wie sie das genannte Art Museum einem Farbendruck beigibt.
Die zweite der genannten Schriften geht darauf aus, die Methoden festzustellen,
durch die beide Geschlechter in ihrer Wachsthumsperiode (die hiefür als allein tauglich
bezeichnet wird) zunächst einer freien, vorderhand möglichst theorielosen, wenngleich
bestimmt systematischen Kunstübung zuzuführen wären; einer Übung, die Auge, Hand
und Gehirn in gleicher Weise befähigt machen soll, das technische Material zu beherrschen
und Formen zu bilden bis zu „automatisch" wirkender Geläul-igkeit. Es handelt sich hier
um Zeichnen und Modelliren. Beim Zeichnen überwiegt, nach den vorgetührten Beispielen
zu urtheilen, die Arbeit mit Kreide auf der schwarzen Tafel. Dem Modelliren in Thon und
Wachs schliesst sich zur Übung in der Behandlung eines starren Materials das Holz-
schnitzen an. Charakteristisch für alle diese Arbeiten ist die consequente Vermeidung aller
Stiegengeländer, Wiener Arbeit (Österr. Museum)