Corsageschmuck von R. Lalique. Paris
und endlich sachkundig verwertet; er hatte, um das Email und vor allem
das so schwierige a-jour-Email vollkommen zu beherrschen, Glas ge-
schmolzen, geblasen und gegossen; alle Farbstoffe, die die Erde bietet,
hatte er aufzustöbern gewusst, um seinen Schmelzen jene neuen, feinen
Tinten zu geben, die seiner Einbildungskraft vorschwebten.
So ausgerüstet mit einer himmelstürmenden, aber ernst geschulten
Phantasie, mit einem fabelhaften Können _ der Modernste der Modernen,
lang ehe die Moderne ein Losungswort im Widerstreite der Geschmacks-
richtungen gewordenö - trat Lalique, als völlig ausgereifter Künstler, mit
einem Punkt für Punkt feststehenden Programm im „Salon" des Jahres 1894
zum erstenmale vor die Öffentlichkeit. Es ist sehr bezeichnend für den Charakter
Laliques, der ein ungemein hohes künstlerisches Selbstgefühl mit geradezu
rührender persönlicher Bescheidenheit verbindet, dass er bei diesem Anlass ä
es handelte sich da um ein grosses Ereignis im Pariser Kunstleben, denn der
„Salon" öffnete damals zum erstenmale dem Kunstgewerbe seine Pforten -
nur zwei ganz unscheinbare Dinge - einen Bucheinband und eine eiserne
Vase - ausstellte, während daheim seine Schränke mit den herrlichsten und
" Ich verweise hier auf die diese Zeiien begleitende Reproduction eines mir von dem Meister freundlichst
zur Verfügung gestellten Entwurfes aus dem jahre 1892; der Decor des skizzirten Pokales, dessen Form ganz
der Epoche entspricht, in der er gezeichnet ward, ist in dennassen modernem Geiste gehalten, dnss man ihn
getrost um acht Jlhre später dariren könnte.