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schwarzer oder gelber Tupfen zu bilden, Hackerts dunkle Baumgänge sind
nur das Vorspiel eines Rousseau'schen Waldes und Ostades Bauernstuben
nur das Motiv eines Israels'schen Interieurs, und doch ist hier der Anfang
alles unseres decorativen Far-
benempfindens.
Die Kirche war jetzt er-
ledigt. Das Haus machte die
Bilder. Es war diese neue Me-
thode aufgekommen, Bilder
einfach an die Wand zu hän-
gen, beweglich, bald hierhin,
bald dorthin. Sofort fand sich
auch der neue decorative Stil
ein. Das Lichtspiel im Zimmer,
die einseitige Quelle des Fen-
sters und das schöne Dunkel
in den Ecken, fand sich con-
centrirt auf einer Reihe von
kleinen Gemälden, die von
Interieurkünstlern geschaffen
waren, einem neuen Schlage
von Malern. Nicht immer, wie
in Rembrandt, der noch von
dem weiten Horizonte derAlten
in sich fühlte, wuchs dieses
Lichtspiel zu einer Weltan-
schauung. Es genügten Bau-
ernstuben, Höfe und Fenster,
um die Stimmung des Zimmers
im Bilde zu sammeln. Wie
nahe verwandt sind uns heut
noch diese Stücke, sich Gobelin von „Det Norske Billedvaeveri", Christiania
dem bürgerlichen Ton so orga-
nisch einfügen und in ihren zarten Nuancen so ganz anders Gedichte des
Lichtes sind als die Werke Riberas oder Caravaggios, die mit Hell und
Dunkel operiren, wie die Alten mit Blau und Roth. Wie schöne Linien sogar,
ohne alle Liniencomposition, bietet an unserer Wand eine Landschaft des
Cuyp mit dem hohen Himmel und der flachen Uferlinie, gegen die einige
Kuhrücken sich abheben. Dies waren neue decorative Dinge, die nicht mehr
ausserhalb des Bildes ihre Herkunft hatten, sondern im Bilde selbst völlig
genügend sich entwickelten. Es war die Art, Natur auf Form zu sehen und das
Lied dieser Form im Zimmer wieder zu singen. Aber das Wichtigste war ein
starker Reiz, im Vortrag den Anforderungen dieses Zimmers Rechnung zu
tragen. Man begann Farben abzustimmen, Grundtöne zu entwickeln, aus Licht