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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 6 und 7)

  
Gebetbuch (cod. 1858) 
des Gebetbuches" fortfuhr, ihm besonders zusagende Gebete nachtragen zu 
lassen und bemerkt zutreffend: „Das gerade verleiht dem Gebetbuche den 
intimen Charakter!" 
Diese aus dem Text der Gebete geholten Anzeichen für die Zuweisung 
des Buches an Maximilian als Besteller erhalten vollständige Bestätigung 
durch das hier vorgeführte Bild. Es ist zweifellos eine der gelungensten 
unter den grossen Miniaturen, welche das Gebetbuch zieren und von 
Waagen in ihrer Kunstform mit den Bildern des Hans Memling in Brügge ver- 
glichen werden. Sie stammen von einem Maler mit dem Monogramm P. B., auf 
den wir gleich zu sprechen kommen, und sind in den Jahren 1486 bis 1488 
entstanden. Der gekrönte Beter, den wir auf dem Blatte links bemerken, ist 
niemand anderer denn Maximilian I. selbst, als römischer König" dargestellt 
(worauf das an dem Baum befestigte Wappen mit dem Adler hinweist); der 
Herrscher erscheint in jugendlicher Schönheit. Er kniet auf einem Kissen vor 
dem heiligen Sebastian, dem Patron der Bogenschützen; ein zierliches 
Windspiel, das Lieblingstier der dem Waidwerk eifrig ergebenen Maria 
von Burgund (Maximilians frühverstorbener erster Gattin), dessen Bedeutung 
Chmelarz sinnig dargelegt hat?" ruht vor dem Polster. 
Ganz besondere Beachtung verdienen die Randleisten des Manuskripts, 
deren erlesene Ausstattung sowohl auf dem oben erwähnten Blatte wie 
auch auf den Rändern der gegenüberstehenden Seite (mit dem Anfang des 
Gebetes an den heiligen Sebastian) ersichtlich wird. Diese Verzierungen, 
Blumen, Falter, Libellen und andere Insekten, die auf den goldigen oder zart- 
farbigen Grund hingestreut sind, gehören zum Vollendetsten, was die 
niederländische Kunst auf dem Gebiete des Randschmuckes hervorzubringen 
vermochte. Auch in dieser Hinsicht erscheint denn das Werk, das Maximilian 
während seines Aufenthaltes in den Niederlanden anfertigen liess, seiner 
Bestimmung würdig, und Chmelarz bezeichnet es mit Recht als „Denkmal 
des frommen und kunstfreundlichen Sinnes jenes Herrschers, welcher unter 
" Iahtbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses XX, 48 ff. 
'" Gewählt 16. Februar 1486. 
"F" jahrbuch VII, m4.
	        
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