lungsplatz für Ledersopha, Tisch- und Klubfauteuils.
Besonders liebevoll wurde die Kaminpartie behandelt. Nach englischem Muster ist sie
kojenartig eingebaut und hat ihre eigene Wandbehandlung mit graugrünen Kacheln, in die
farbige Rundfenster und als stattliches Mittelstück der Kamin mit seinem dunklen Kupfer-
mantel eingepasst sind. Das Braunrot des Kupfers hat noch einen besonderen Schmuck
durch aufgelegte durchbrochene schwarze schmiedeeiserne Ornamente, die sich bei
näherem Zusehen als japanische Schwertstichblätter entpuppen. Tiffany hat diesen dank-
baren Schmuck an seinem Kamin schon früher angewendet. Man sieht, der Raum ist nicht
sehr erfinderisch, sondern eklektisch von einer sicheren, das Bewährte klug nachzeich-
nenden Hand errichtet.
Wenn man nun die Einzelstücke aus dem Zusammenhange, aus der Ensemble-
wirkung löst, so sind die grösseren Möbel gar nicht einmal "so gelungen. Die Kupfereinlagen
in den grauen Schränken zum Beispiel sind viel zu massiv, und gehen nicht selbstverständ-
lich genug in ihrem Holzrahmen auf.
Noch deutlicher wird diese Mischung - guter Ensembleeindruck und mässige
Qualität der Details - bei dem Esszimmer von Friling. Hier ist der Zusammenhang der
einzelnen Einrichtungsstücke aufs peinlichste gewahrt, alle Schrankmöbel, Kredenzen,
Barden wachsen aus dem Paneel heraus. Aber die so gut placierten Möbel sind an sich
nur massig. Sie bemühen sich, in Streben und Pfeilern für die Bedachung der Kredenzen
konstruktiven Bau zu zeigen, aber die Sprache dieser Konstruktion in ihrer spärlichen
Magerkeit, ihren gedrehten, ausgezogenen Formen hat etwas Kraftloses, Schwankendes;
sie überzeugt nicht, sie wirkt unecht.
Neben solchen Eklektikern des Neuen gibt es Eklektiker des Alten. Honold variiert
einen Raum in der Empiretonart. Er ist recht nach der Kunst, wie aus dem Musteratlas,
mit Bronze, Mahagoni und Kristall und dabei völlig seelenlos. Das liegt nicht an dem Stil,
sondern an dem Kopisten. Aus dem neu erwachten starken Interesse für Innenkunst
und der eindringlichen Beschäftigung mit ihr ergibt sich ein neues verfeinertesVerständnis
für die Stile der Vergangenheit. Ein schablonenmässiges Imitieren kann man heute weniger
als je vertragen. In einem alten Stil soll sich nur der versuchen, der mit nachfühlendem
Temperament sich in die Welt von einst versetzen kann und der aus seinem Wesen heraus
ein Altes noch einmal neu schafft. Solch Temperament für die Gotik hat Melchior Lechter,
solch Temperament für Empire hat HeinrichVogeler. Solch Temperament hat Honold nicht.
Auch Kuhnerts in der technischen Arbeit gut gelungenes pompejanisches Zimmer
ist eine glatte, frostige Stiletude. Mit seiner Wandmalerei a la Casa dei Vetii, mit seinen
zierlichen Intarsien, seinen Kaminmosaiken ist es ein rhetorisches Ausstellungsstück ohne
intime Wirkung.
Allen diesen unpersönlichen Werken gegenüber steht eine Persönlichkeit. Sie
erweckt aber nur Heiterkeitserfolg und ihr renommistisches Originalgeniegebahren ist
unerfreulicher und auch gefährlicher als die unmarkante Neutralität der anderen. Das ist
der Architekt Biberfeld, der sich an derselben Stelle schon im vorigen Jahre mit einem
schwülstigen „MussezimmeW produzierte. Das Gemach, das er sich diesmal ausgedacht,
ist noch abstruser geraten. Auffallen, besonders sein um jeden Preis, ist die Parole.
Eine Entschädigung für die mangelnde dekorative Ausbeute in der lnterieurabteilung
liefert diesmal die Ausstellung der Plastik. Einen ausserordentlichen Künstler lernen wir
hier kennen, Pietro Canonica aus Turin. Eine starkgestaltende Hand und einen erlesenen
Geschmack hat dieser italienische Bildhauer. Er ist ein Nachkomme der grossen Quattro-
centoplastiker. Was wir an dieser Kunst so sehr bewundern, was uns an den Büsten,
Reliefs und Statuetten aus Marmor, Terracotta, Majolika so bezaubert, die strahlende
Frische lebendigen Eindrucks und gleichzeitig der dekorative Reiz, die Kunst, aus einem
Lebensabbild mit leichter graziöser Hand ein Schmuckstück zu bilden, das findet man bei
diesem Nachfahren überraschend wieder. An die Donatello-Biisten im Bargello zu Florenz