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Volltext: Monatszeitschrift VI (1903 / Heft 5)

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KLEINE NACHRICHTEN S0 
TISCHZEÜG VON NORBERT LANGER ä  Der bedeutende 
Aufschwung, den die Textilindustrie Österreichs in künstlerischer Hinsicht in den 
letzten jahren genommen hat, zeigt sich nun auch in der Leinenweberei, welche trotz der 
Bemühungen einzelner hervorragender Firmen etwas zurückzubleiben schien. Allerdings 
kann in diesem Zweige der Kunst eine der stärksten Kräfte der modernen Bewegung 
überhaupt kaum zum Ausdrucke gelangen, nämlich das neue Farbenempfinden. Aber das 
ist ja auch bei der Spitze der Fall, auch sie muss, von wenigen Ausnahmen abgerechnet, 
auf Farbenwirkungen verzichten, und gleichwohl hat sie so Bedeutendes gerade in der 
neuen Richtung erreicht. 
Man darf aber nicht vergessen, dass sich die Spitze als Handarbeit immer noch weit 
freier bewegt als die Weberei, die mit steten Wiederholungen und der Einteilung aller 
Formen in ein bestimmtes Netz zu rechnen hat. Doch scheint sich das moderne Empfinden 
nun so eingelebt zu haben, dass auch diese Schwierigkeiten überwunden sind. Man hat 
gelernt, sich vom Zwange herkömmlicher Schönheit zu entfernen; das auf Seite 225 
abgebildete Tischtuch zum Beispiel, das nach einem Entwurfe von Al. Bohla bei Norbert 
Langer ä Söhne in Deutsch-Liebau ausgeführt ist, zeigt jene wirkungsvolle Gegenüber- 
stellung starker Gegensätze, zarter Linien und Punkte und voller Formen auf kräftigem 
Grunde, mit jener wirren Unruhe im einzelnen, die sich in der Entfernung doch zu 
fiiessendem Leben zusammenschliesst, prickelnde Gegensätze, die wirklich ein Bild 
modernen Lebens, modernen Empiindens uns bieten. Ohne die Fläche aufzuheben, ist 
hier Leben in sie gebracht. Ich glaube, dass sich die Arbeit wirklich dem Besten auf 
diesem Gebiete, auch des Auslandes, an die Seite stellen lässt. Dr. 
" BER MALTECHNIK. S0 lautet der Titel eines von A. Keim heraus- 
U gegebenen Buches") Man kann dabei leicht an eine Lehre von den materiellen 
Mitteln der Malerei denken und von deren richtigen, die Gefahren einer unverständigen 
Mache nach Möglichkeit ausschliessenden Verwendung. Ein solcher Gedanke wäre zum 
mindesten verfrüht, denn was hier vorliegt, ist eine Art Rechenschaftsbericht des Verfassers, 
der durch praktische und literarische Tätigkeit sowie durch die Gründung der Gesellschaft 
zur Beförderung rationeller Malverfahren die Sache der Malerei durch dreissig Jahre zu 
fördern sich bestrebte. Wir erfahren hiebei aufs neue, was wir freilich schon wissen, dass 
die Angelegenheit einer durchgreifenden Reform der Maltechnik noch sehr im argen liegt, 
wie an zahlreichen, dem Verderben entgegengehenden Bildern auch berühmter neuerer 
Künstler nachgewiesen wird; dass demnach Abhilfe dringend not tue und Gefahr im Ver- 
zuge sei. l-liebei wird uns freilich auch nicht erspart, dass alle die kleinen und grossen 
Kontroversen des Verfassers mit manchen Personen noch einmal mitgeteilt werden. 
Was durch diese Schrift angeregt wird, ist die Schaffung einer internationalen Zentral- 
stelle für maltechnische Fragen durch die Weiterführung der durch den Verfasser 
geschaffenen Versuchsanstalt für Maltechnik sowie durch die Ausgestaltung der 
Technischen Mitteilungen für Malerei und die Ermöglichung noch anderer Publikationen, 
wobei auch die Literatur des Auslandes durch Übersetzungen zugänglicher gemacht 
werden soll. H. Macht 
PREISAÜSSCHREIBEN. Einen internationalen Wettbewerb um eine Original- 
radierung oder einen Originalholzschnitt erlässt die Verlagsbuchhandlung von 
E. A. Seemann in Leipzig für die von ihr herausgegebene „Zeitschrift für bildende Kunst". 
Die Konkurrenz ist sowohl wegen ihrer reichlich bemessenen Preise (800, 500, 400, 
i") Über Maltechnik. Ein Beitrag zur Beförderung rationeller Malverfahren. Auf Grund authentischen 
Aktenmateriales bearbeitet von Adolf Wilh. Keim. Leipzig, A. Foersters Verlag, 1903. 8"" XXII, 44g S.
	        
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