Statuette besitzt drei Ansichten. Von ihnen
ist die rechte Seitenansicht als dominierend
anzusehen, der die Frontansicht untergeordnet
ist. Charakteristisch für die Sgurale Kom-
position des Mascot ist, daß die beiden Ge-
wandenden des durch einen jähen Wdndstoß
nach rückwärts sich aufbauschenden Schleiers,
in Verbindung mit den ebenfalls nach rück-
wärts ausgestreckten Armen der Figur, so
angeordnet sind, daß sie wie Flügel in Er-
scheinung treten. Diese in sich nicht kon-
gruenten PseudoHügel haben eine muschel-
förmige Gestalt. Ausgesprochen antiklassisch
sind die nicht anders als manieristisch zu
nennenden Körperproportionen: der überaus
schlanke Leib, die übcrlangten Gliedmaßen
sowie der auffallend kleine, vogelartige Kopf
mit seinen beiderseits glatt anliegenden Haaren,
die in der Mitte durch cin kaum sichtbares,
schmales Band zusammengehalten werden.
Dies alles gibt der Figur im Verein mit dem
zeitlosen Schleiergewand, das keinerlei stoff-
liche Struktur erkennen laßt, das ihr eigen-
tümliche Schwerelose. Trotz des kleinen For-
mates ist das Mascot Wahrzeichen und Zentral-
Egur des Autos. Vom Inhalt her gesehen, ist
es der in Gestalt eines weiblichen Wesens
erscheinende Mensch, dessen Geist, als Ver-
wirklichung eines uralten menschlichen Trau-
mes, sich gleich Ikarus nach Flügeln sehnt.
In der Sprache der Jctztzeit ausgedrückt,
erscheint das Mascot gleichsam als die Selbst-
darstellung des Autos. Deshalb ist es von
ganz besonderem Interesse, zu erfahren, daß
die bisher kaum in der ÖiTentlichkeit bekannte,
ursprüngliche Benennung des Mascot direkt
auf die Invention des Künstlers zurückgeht.
Sykes nannte sein Werk, das wie aus einem
Guß erscheint: „The Spirit of Ecstasywl.
Daß Sykes seiner Skulptur den Namen „The
Spirit of. . ." gab, zeigt, daß bei der sym-
bolisierenden Namensgebung dieses Werksß
nicht zu übersehende ikonographische Be-
ziehungen zu der englischen Skulptur um die
Jahrhundertwende vorhanden sind, wenn man
sich vergegenwärtigt, daß eine von Henry
C. Fehr geschaffene und im Jahre 1898 in
der Royal Acaderny ausgestellte Plastik den
sehr bezeichnenden Titel trug: „The Spirit
of the Waves"9. „The Spirit of. . ." ist oEen-
bar ein der Literatur entnommener Begriff,
welcher der englischen Poesie entstammt.
Unter der persönlichen Aufsicht des Künstlers
wurde bis zum jahre 1939 die Erstausführung
des Mascot jedesmal in cire perdue nach
einem vorhandenen Werkmodell ausgeführt.
Bis 1940 besaß Sykes das Alleinrecht, Exem-
plare seiner Skulptur für Rolls-Royce herzu-
stellen. Von 1928 bis 1940 war die Tochter
und Schülerin des Bildhauers joe Phillips-
Sykes 10 damit beauftragt, die Ausführung des
Gusses zu überwachen. Andere Helfer von
Sykes waren ein Römer namens Angeloni,
der früher für den Vatikan gearbeitet hatte,
dann jersey-Monnier und Miß Band, die nach
dem Wachsrnodell Güsse herstellten und die
Nachziselierung vornahrnen. Bis zum Jahre
1948 blieb der Werkstattbetrieb in der be-
schriebenen Form erhalten. Erst dann ver-
größerte er sich. _]0e Phillips-Sykes verdankten
wir auch die Mitteilung über die technischen
Daten des Gusses. Er bestand zu 850,11, aus