Angelische Porträtstudie in Kreide zurück. Einige ergreifende Blätter tragen den NamenArtur
Grottger. Die jüngsten Namen sind wohl die der Brüder Klimt. Ernst ist mit einer
säuberlichst gemalten Rosadame vertreten, Gustav mit einer schlanken, hellenistisch
eingekleideten Weiblichkeit aus früher Zeit, in der aber
schon allerlei Keime zu seither Gewordenem aufgehen.
Das Schwergewicht der Sammlung liegt aber in der
Prachtepoche der Siebzigerjahre, mit ihren Vor- und
Nachklängen, unter denen sich auch einige wichtige
Versteigerungen früherer Wiener Sammlungen geltend
machten. Diesem wienerischen Teile der Galerie, der
uns zunächst interessiert, schliessen sich übrigens
einzelne ausländische oder auch alte Meister von Wert
an, die an sich schon eine wertvolle Kollektion bilden.
Spitzweg, Diez, Vautier, Troyon sind besonders an-
sprechend; Achenbach, Calame bewähren sich. Gute
alte Bilder, zum Teil Prachtstücke, kommen vor von
Aldegrever, Ruysdael, Everdingen, Van der Neer und so
fort. Es ist in der Tat ein reicher Schatz, das Erlebnis
eines begabten und an Erkenntnis rastlos fortschreiten-
den Kunstfreundes.
AGENBUND. Diese rührige Verbindung hat
auch die Ferien nicht ganz ungenutzt gelassen
und in der zweiten Sommerhälfte eine recht interessante
Ausstellung veranstaltet. Die hübsche Anordnung
Josef Urbans wies, wie meistens, ansprechende
Einzelheiten auf und unter den Ausstellern traten
einige wesentlich hervor. So namentlich der junge
kroatische Bildhauer Ivan Mestrovic, der sich
derrnalen noch in der allgemeinen Bildhauerschule
unter Professor Bitterlich befindet, aber schon im
Pariser Salon und in der Wiener Sezession auf-
getreten ist. Er ist noch ganz Wildling und nach
seinem Draufgängertum zu urteilen, möchte man Ausstellung von Goldschmiedearbeiten in
ihn für ein jüngstes Mitglied des Krakauer Nach- TWPPW- Messkdch "Ü" Mafken- Xvm-
wuchses halten. Sein ruppiger männlicher Akt: Jahrhundemmstes Dmmlxamlqrßu)
„Ein Dichter", der im Bewegungsmotiv selt-
samerweise an den Barberinischen Faun in der Glyptothek erinnert, dann eine in hoch-
sinnlicher Umwälzung begriffene Gruppe, in der ein Rodinsches Element aufklingt, ferner
mehrere Büsten und Halbiiguren von eckig-knorriger Manier (Krakau), die aber einen auf-
fallend intimen Zug nicht ausschliesst, alle diese Verschiedenartigkeiten zeigen, aus wie
vielen Quellen das junge Talent sich nährt. jedenfalls blüht ihm eine Zukunft. Unter den
Malern tritt diesmal Hugo Baar erfreulich hervor mit einigen starkfarbigen ländlichen
Szenen, wo Figur und Landschaft sich zu ausgiebigen Flecken zusammenschliessen. Seine
alte Frau im Sonntagsstaat („Am Sonntag Nachmittag") wurde für die Moderne Galerie
erworben. Sehr anziehend waren mehrere kleine Landschaften Ludwig Ferdinand Grafs,
in denen bei aller stilistischen Generalisierung die Echtheit der Luft- und Tonwirkung
gewahrt bleibt. Es ist Graf nachgerade gelungen, vorsichtig tastend und wieder keck
zugreifend eine eigentümliche malerische Ausdrucksweise zu finden. Hübsche Land-
schaften sah man noch von Ranzoni, Suppantschitsch und anderen, eine lebensgrosse
plastische Gruppe („Sonnenaufgang") von der ernst strebenden Bildhauerin Rosa
Silberer.