man bei der blassen Kartonmanier sonst
findet. Aus den anderen Sälen lassen sich
notieren: Kallmorgens schönes „Abendbild"
vom Hamburger Hafen mit der rot unter-
gehenden Sonne über Wasser, Nebel und
Schiffsschornsteindampf, ferner seine inter-
essante Lichtstudie der „Strohabladerin-
nen": die obere Partie der Scheuer liegt im
einfallenden Lichte, die untere versinkt in
Schattentiefe.
Dettmanns funkelnde Sonnenbilder,
das eine grün fiimmernd, „Ein Frühstück
im Freien", mit der munteren Koloristik
des weißen Tischtuches und der Früchte
auf dem Rasen, das andere, „Rote Mäd-
chen" auf dem lichtdurchsprühten Wald-
platz. Otto H. Engels gelbgrüngraues „Dü-
nental", das die Formationen der Dünen-
hügel mit ihren weichen, unregelmäßigen
Umrissen festhält, das gleichsam Hinge-
wehte, vom Wind Gebaute, das der nächste
Windstoß wieder verändert. Richard Müllers
„Bäuerinü mit altmeisterlicher Kunst mo-
delliert, wie aus zähem Holz geschnitzt,
das eckige Gesicht mit den tief gegrabenen
Lederfurchen.
Stilisiertes begegnet in Douzettes
„Parlw, der mit seinen l-leckenkulissen, der
Bluse, Flachstickerei in Gold und grauer Seide dekoratiVen staketenmlßterungr den P79"
Entwurf von Franziska Hofmanninger zieusen Reifrockdamen an die freilich
geschmacksraflinierteren Kulturvariationen
des Russen Somoff erinnert. Schlichting möchte in solcher Art seine Sans-Souci-Vision
bannen, aber er kommt nicht über eine süßliche bengalische Konfettimanier heraus und
Stahls „Dekameroneerzählung am Brunnen" in Florentiner Parklandschaft ist etwas klein-
liche Praeraphaelitenspielerei ohne persönliches Fluidum.
Von Ausländern, die diesmal spärlicher begegnen, muß man Gary Melchers malerisch
sehr vornehme Bilder der beiden Kinder und des jugendlichen Paares im Zeichen der
Orangenblüte nennen und des temperamentvollen spanischen Koloristen Sorolla y Bastida
Meer- und Sonnenbilder, die in gelbem Feuer flammen.
Anregender und ausgiebiger als solch flüchtige Auslese ist das Verweilen in den
Kabinetten, in denen sich das Gesamtwerk eines Künstlers in markanten Beispielen spiegelt,
wo man nicht nur Zufallsbilder sieht, sondern künstlerische Wesenheiten erkennt.
Dem Gedächtnis des heimgegangenen Rudolf von Alt ist einer dieser Räume ge-
widmet. Das Porträt des feinen und innigen Wiener Meisters hängt in der lebensvollen
Radierung Schmutzers an der Mittelwand zwischen den Bildern und daneben schwarz
bebändert ein großer Lorbeerkranz.
Stille, beschauliche Stimmung herrscht hier. Das liebevolle Versenken des Künstlers
in die Landschaft und sein herzlicher Sinn, der tiefe Blick und die treue Hand, die sorgsam
und beinahe zärtlich jeden Eindruck hält, ihn heimträgt und bewahrt, sie sieht man in
diesen Bildern. Durch die österreichischen Lande führen sie, Salzburg, Linz, Klosterneu-
burg halten sie erinnernd fest; italienische Studien aus Como und Venedig bringen sie,
Teplitzer Brunnenprornenade, ja sie schweifen in exotische Ferne und zaubern das