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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 3)

Verbergen schlechter und billiger Dutzend- 
arbeit mißbraucht wurde - und daß lichtes 
Naturholz an Stelle der grünen, braunen, 
blauen und violetten Färbung getreten ist, 
was die natürlichen Fehler und Unregel- 
mäßigkeiten des Wachstums noch stärker 
zur Geltung treten läßt. Der Guild of Handi- 
craft und einigen wenigen Ausstellern läßt 
sich allerdings diese Nachlässigkeit nicht vor- 
werfen, aber die aus tadellosem Holz ausge- 
führten Möbel gehören zu den Ausnahmen. 
Bedeutend Besseres als im Mobiliar 
leistet die Arts and Crafts-Gesellschaft in 
Metallarbeiten jeglicher Art, vom schweren 
Eisengerät bis zu den zierlichsten Schmuck- 
gegenständen. Auch ward diese Abteilung 
am reichlichsten beschickt und bildete, zu- 
sammen mit den Bucheinbänden, den 
Glanzpunkt der Ausstellung. Ich habe schon 
VIII. Ausstellung der Ans and Cralts Gelegenheit gehabt, in „KllflSt und Kunst- 
s"i"Y' L""d""'ä:::::"'"d "n "Wim handwerk" auf die Metallarbeiten der von 
Montagu Fordham geleiteten Artilicers" 
Guild die Aufmerksamkeit zu lenken und speziell auf die Entwürfe des 
Edward Spencer, von dessen Erfindung die schönsten Stücke der Guild 
hervorgehen. Von ihm stammt ein prächtiges Paneel aus Schmiedeeisen 
für ein Altargitter. Man muß den Typus des modernen Altargitters der 
englischen Kirche kennen, um diesen schönen Entwurf richtig zu würdigen. 
Das Motiv ist die für kirchliche Dekoration so beliebte symbolische Wein- 
rebe. Durch Erhöhung des Querstreifens der Teilungsbalken ist hier die 
Kreuzform angedeutet, um welche sich die Rebe schlingt. In der Ausführung 
liegt der Reiz, durch den sich Handarbeit von Maschinenarbeit unterscheidet 
- das Fehlen mechanischer Perfektion, welche die Behandlung der Ober- 
Fläche so interessant macht. 
Auch in den anderen Stücken Spencers finden sich die anmutigen und 
nicht zu abgerundeten Verschlingungen, welche offenbar der genauen 
Beobachtung der Weinranke entspringen. Sein vierarmiger Kerzenleuchter 
aus Schmiedeeisen war wohl das beste Stück dieser Art in der ganzen 
Ausstellung. Festigkeit, Solidität und Anmut sind hier in genialer Weise 
verbunden und die Linienführung ist ebensoweit von den venezianischen 
als von den „Art Nouveau"-Vorbildem entfernt, von der rein naturalisti- 
schen Wiedergabe der Pflanzenformen, als von der freien Erfindung von 
Liniensystemen, die in der Natur nicht zu finden sind. Ähnliches Ranken- 
werk, nur weniger massiv gehalten, ist an dem oberen Teil eines Lesepultes 
angebracht. Hier dient es als Kontrast zu den schlank aufstrebenden 

	        
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