doch einen künstlerisch ent-
wickelten Ausdruck fand,
dem eine lokale Färbung
innewohnt. Man ist, abge-
stoßen vom internationalen
TreibenderBauspekulation,
welche die Baubestrebun-
gen der ganzen Welt und
aller vergangenen Kunst-
epochen ausbeuten wollte,
um immer neue Sensationen
bereiten zu können, endlich
wieder zur Wertschätzung
einer natürlichen Einfach-
heit gelangt, die Spielraum
für individuelle Färbung in
engeren Grenzen bietet.
Die eigentümliche An-
lage Wiens, in der eine
deutliche räumliche Tren-
nung und ein ausgesprochen
ländlicher Charakter der
Vorstädte noch in der ersten
Hälfte des XIX. Jahrhun-
derts begründet war, hat
diesen Stadtteilen ein indi-
viduelles Leben bewahrt. Es finden sich neben regelrechten Sommersitzen
sehr zahlreiche Wohnhäuser, die der aufblühenden Industrie einer Zeit, in
der das Handwerk noch seinen goldenen Boden hatte und der Großbetrieb
noch keine Bedingung der Lebensfähigkeit industrieller Unternehmungen bil-
dete, ihr Leben verdanken. Da war eine Liebe zum Heim noch tätig, ein Stolz
auf den häuslichen Besitz, der Wohnlichkeit und Behagen hochhielt, und
eine lokale Tradition weiter pflegte. Allmählich gingen die Formen der Barock-
zeit in die klassizistischen der Kongreßzeit über. Die alten Motive des Hof-
hauses blieben lebendig und erhielten eine typische Ausbildung. Die meist
ein- bis zweistöckigen Bauten, welche der Straße zu häufig im Dachgeschoß
einen mittleren Aufbau tragen, zeigen Architekturformen, welche immer ein-
facher und ruhiger werden, aber doch einer sinnvollen Plastik, einem
Schmuck durch Gitterwerk, I-Iauszeichen, geneigt bleiben.
Der Grundriß besteht in der Regel aus einem schmalen, doppelten
Gassentrakt und einem oder zwei nach der Tiefe gehenden einfachen Hof-
trakten, in denen häufig noch Arkaden, freie Gänge, offene Stiegenhäuser
lebendig wirken. Der schmale, aber tiefe Hofraum, der nicht selten durch
den Hausbrunnen ein Schmuckstück erhielt, ist gegen einen kleinen Garten
Wien, Fechtergasse