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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 10)

 
im Altertum wirklich gewisse Gefäße, die 
sich durch ihren Wohlgeruch auszeichne- 
ten, so wie man zu Anfang des XV.]ahr- 
hunderts in Oberitalien Zierkästchen mit 
Reliefs aus Pasta da odore, einem duf- 
tenden Muskatteige herstellte. Athenaeus 
berichtet von Bechern aus gebranntem 
Ton, die man in Koptos dadurch wohl- 
riechend machte, daß man der Erde 
duftende Bestandteile zusetzte und Aristo- 
teles kannte ähnliche wohlriechende Terra- 
kotten aus Rhodusfk Es ist demnach 
durchaus nicht ausgeschlossen, daß man 
in Ägypten, dem Stammland luxuriöser 
Parfüme und Rauchmittel, auch der Glas- 
masse duftende Zusätze beizumischen 
verstand. Wahrscheinlich begnügte man 
sich aber doch damit, die fertigen Gefäße 
zu parfumieren. Über welch solide Mittel 
man dabeiverfügte, beweist ein Fund, den 
Fauxeuil,Mahagonßpoliert,mitBronzenunnsbruck, Daressy in den Gräbern des Maherpra 
kaiw" Bmä) und Amenophis II. zu Theben vor wenigen 
Jahren machte. Hier kam unter den zahlreichen Gläsern aus der I8. Dynastie 
mit prachtvollem Wellen- und Zickzackschmuck in leuchtenden Farben, 
also aus der Zeit um 1500 vor Christus (!) ein kugelbauchiges Kännchen 
aus blauem, durchsichtigem Glase mit langem Henkel und engem I-Ialse 
zum Vorschein, das mit einem leinenen, von Seidenbändern umwickel- 
ten Pfropf geschlossen war. Beide waren mit Parfüm getränkt und duften 
noch jetzt sehr stark und angenehm, obwohl der Verschluß durchaus 
nicht fest ist und das Öl sich längst bis auf einen dünnen, trockenen 
Bodensatz verßüchtet hat." Übrigens scheint Plinius mit dem Ausdruck 
„aliqua commendatio" auch anzudeuten, daß der Duft der Murrinen nicht 
sehr stark war. 
Damit glaube ich dargetan zu haben, daß die „Murrina cocta" von 
Thiersch weder unter den Überfanggläsern, noch unter den ägyptischen 
Balsamarien zu suchen sind, sondern daß wir die Überreste der berühmten 
Vasa murrina in den zahlreichen vielfarbigen Mosaikgläsern mit regellosem 
Flecken- und Streifenmuster, sowie unter den Milleiiori im engeren Sinne 
erhalten haben, für welche es niemals Vorbilder aus Edel- oder Halbedel- 
steinen gegeben hat. 
1' Athenaeus, Deipn. XI, S. 464, B. f. - i" Dzressy. feuilles de 1a vallee des rois I. Tombes de Maherpra 
et Amenophis II. Catalogue genäral du musee du Caire.
	        
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