noch wertvallere Bestände: die von Alfred Kremer
in Weilheim, das Museuinlydia Bayer in Würz-
burg", in München bei Eugen Roth, DT. Rath-
Wölfle und Karl Praebst, in Bamberg bei Mei-
senbach und in Basel bei Engelmann. Dieser zu-
sammengetragene Reichtum aller Sammlungen
wäre tragendes Fundament für die längst anste-
hende manographische Behandlung der Gat-
tung Spitzenbild mit Aufstellung eines Typen-
katalogs, Chronologie von Formen und Varian-
ten und regionalen Sanderheiten. ln die bis
heute nur schwer zu beantwortende Frage nach
lokalen Herstellungszentren wäre dadurch eben-
falls Licht zu bringen, denn die paar bekannten
Werkstätten bei den Schwestern van Reutberg
bei Bad Tölz, von Altenhahenau und Salzburg,
Maria Loreto und die Ursulinen von Landshut-
Seligenthal gehören nicht zu den bedeutendsten.
In diesem Zusammenhang müßte auch das Phä-
nomen Spitzenbild nach seiner genealogischen
Herkunft abgefragt werden, denn die frühesten
Erzeugnisse sind im Orient nachweisbar". Die
Schnittkunst fand früh Pflege besonders in Per-
sien und der Türkei. Dort fanden die geometri-
schen Ornamente, die floralen Motive und kalli-
graphischen Schriften als Zierde von Buchein-
bänden Verwendung. Als schließlich seit dem
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Artemis.
16. Jahrhundert in Konstantinopel eine eigene
Zunft der Papierschnitzer bezeugt ist, sind auch
frühe Schnittbilder in Alben gesammelt bekannt.
Über den Balkon und über Venedig dürfte der
Weg des östlichen Schnittbildes nach Europa
verlaufen, und vielleicht spielen dabei die Tür-
keneinfälle gar keine so unbedeutende Rolle.
Abschließend noch ein Blick auf das Miniatur-
medaillon und seine ikonographische Breite, die
von Genre- und Schäferszenen, Freundschafts-
bildchen, über Embleme bis hin zu Heiligen-
darstellungen reicht, doch bildet das Heiligen-
thema dabei den Hauptanteil. Des Heiligen
Brustbild wird dabei bevorzugt, seltener wer-
den ganze Szenen dargestellt, wie z. B. der
Drachenstich des heiligen Georg, Vision des
heiligen Dominikus, die Heilige Familie als
Trinitas terrestris, Maria als die lmmaculata
oder als Pastrix Bona im Ganzbild. Neben
Aposteln sind Heilige der Barackzeit bevorzugt:
Johann Nepomuk, Franz Xaver, lgnatius von
10
10 Pergamentspitzenbild mit dem seltenen Bene-
diktiner-Heiligen Livinus (Fest: 12. Nov.). Vor-
herrschende Asparagus- und Volutenmotive.
1754. Format: H 290 x B 202 mm.
11 Nadelstichspitzenbild mit St. Franzesca Romano
in Rokokokartusche von 1777. Muster will Tüll-
spitzen der Rokokozeit vortäuschen. Format;
H 156x B105 mm.
12 Hl. Brigitta im Sgitzenbild von 1778 für Abt
Magnus Klein (176 1783) von Göttweig. Voluten-
und Asparagusmotive, in den Zwickeln Negativ-
schnitt und volkstümliche Bemalung. Format:
H 323 x B 221 mm.
Sämtliche aufgeführten Abbildun en entstammen
dem Graphisc en Kabinett des tiftes Göttweig.
Aufnahmen sämtlich vom Autor.
"rrdii Dr. did Bdyer, Direktorin des Spitlltugmuäeumä
der stddt Nürnberg, werden ebenfalls wertvolle Hinweise
verdankt.
1' Herr Dr, Edmund iddnert, British Mdsedtn lNDlUFdl
Histary), London, berücksichtigt besonders den entwick-
lungsgeschichtlichen Aspekt.
"Werner-Konrad Jaggi, Die Pergamentspitzenbilder mit
Darstellungen des hl. iddntiiis vdn Muri: unsere Heimat,
Jsahwreäschritt der Hist. Gesellschaft Freiamt 40 (1966),
. - 7.
11 Werner-Konrad Jaggi, Die Per amentspitzenbilder der
Zisterzienserabtei Wettingen: ad ener Neuiahrsbiötter so
1955i, s. 37-41.
H d der Kiinterstieti des David Herrliberger rnit der Dar-
stellun eines Pfarreirisatzes in der Kirche Maur; Werner-
KOnrCl Jagii, Ein Pergamentschnittbild vom Ptarreinsutz
in Hombrec tikon im. Züricher Tdsetienbiisti dttt dds
Jahr 1967, Zürich 1966, s. 77-114. _
"Aiissteiidngsirdtdidg ardntiiseties Kabinett Stift Göltweig,
Barocke Spitzenbilder, d. d. 0., Nr, s VON 1725.
"Eiitdsän ROth, ZUM steten Angedenken, d. a. 0., Abb.
ßAiissteiiiin skatalog Graphisches Kabinett stitt Göttweig,
d. d. o., . 46-7, Nr. a7 von im.
Anmerkungen 18-25
Y
Unser Autor:
P. Dr. Gregor Martin Lechner OSB
Bibliothekar, Archivar und Kustos
der Kunstsammlungen Göttweig
A-35H Stift Göttweig, N0, Post Furth
Layola, Rosalia, Theresia von Avila unc
als Nährvater. Hinzu kommen beliebte N
patrane wie Antonius, Augustinus, Micha
rothea, Katharina, Cäcilia, Brigitta und l
retha. Lokale Gnadenbilder wie die Trii
Sonntagsberg oder Lokalheilige und selte
densheilige helfen gelegentlich Male
Schneider lokalisieren, die Sonntagsberg
nitöt für Stift Seitenstetten, der hl. Leontii
Muri", das Gnadenbild van Maria Einsi
zusammen mit Nikolaus von Flüe für Ein:
ldda von Toggenburg für Fischingen, dei
derbischof Altmann von Passau für G1
und das Lareto-Kindl mit St. Erentrud fE
burg. Gelegentlich ist sogar die dafi
wendete Stichvorlage" nach einem G
eines bekannten Meisters noch durchzi
oder ein festgelegter Gnadenbildtypus i
Mariazellerin in einer dortigen Werksta
die Pieta des Willem Key" im Nochsti
Carl Gustav Amling in der Krumpperschei
gestaltung mit dem Taubenpaar.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, dem
lichen Jahrhundert des Spitzenbildes, ka
nochmals zu vereinfachenden Herstelli
rianten, zum bequemen und nicht so
benden Ersatz des echten Spitzenbildes, 2
druckten. Die Spitze wird in Leimfarb
Farbpapier gedruckt, was vergleichbar
kungen erzielt". Eine weitere Variante
Spitzenschablane, bestehend aus versc
sten Spitzenabföllen in variablen Kam
nen, die, auf Papier gelegt, nur die '
unberührt gelassenen Teile einer Ein'
preisgibt. Das Ergebnis ist ein unplastisc
pierbild an Stelle eines Spitzenbilde
Flachheit, die mittels aufgeklebter Faliei
habener Prägung wettgemacht werder
Diese erstmals neu aufkommenden Behi
niken sind zwar nur wenig belegbar,
kurzer Dauer, doch unbehalfener Ersatz
zunehmend wegfallende Spitzenbildprc
in den vielen Klctsterwerkstätten nach di
phinischen Klosterreform in Österreich t
Sökularisation von 1803. Van ietzt an dt
das maschinell gestanzte Papierspitzenk
Technik des Schneidens lebt abgeänder
im profanen Scherenschnitt des Empire.