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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 144)

n Leben haben die Bilder sämtlich als Gra- 
msgeschenk der Konventualen zum Na- 
oder Geburtstag eines Abtes oder Priars 
zu sonstigen hausinternen Jubelfeiern. Pas- 
Gratulationsverse sind auf den Spitzen- 
rkseiten, durchsetzt mit reichen und ge- 
iigen Chronogrammen. Damit setzten die 
reiger Widmungsblätter, wie auch die der 
tlungen in Muri und Einsiedeln in der 
eiz, auf religiöser Basis fort, was in nieder- 
cher „Knippkunst" zu weltlichen Familien- 
und familiären Gedenken Gepflogenheit 
Solche Widmungen erlauben aber dann 
nur Rückschlüsse auf hausinterne Gebräu- 
1d Traditionen, nicht nur auf religiöse Ge- 
anheiten als Eingebinde in einen solchen 
lichen Blumenstrauß", wenn Gratulanten 
ltentionen, Gebete in Form von Litaneien 
Rosenkrönzen, Abtötungen und Bußopfern 
Jubilar darbringen, sondern bringen an 
solcher Chronogramme ein Zahlengerüst 
ie Sammlung und in die verschiedensten 
von Spitzenbildern. Wir erhalten einen 
iihren Anhaltspunkt für Datierungspra- 
der Spitzenbilder, was bisher selten oder 
kkommodierend möglich war. Neben vor- 
Pergamentspitzenbild mit Unterricht Mariens 
durch Anna, Doppeladlermedaillon, 1729. For- 
mat: H 282 x B188 mm. 
Großformatiges Pergamentspitzenbild von 1730 
mit Johannes dem Evangelisten. Ein häufig sich 
wiederholendes Spitzenmotiv in durchkopieren- 
dem Schnitt. Format: H 330x B 225 mm. 
Pergamentspitzenbild mit Johannes Nepamuk 
von Prag aus dem Jahre 1734. Format: H 330x 
B 224 mm. 
Doppeladlers itzenbild mit Maria als lmmacu- 
lata, 1735. vereint Gitter-, Volulen-, Vierpaß- 
und Asparagusmotive. Format: H 302 x B 201 mm. 
Pergamentspitzenbild-Rückseite mit Gratulations- 
text an Abt Gottfried Bessel (1714-1749) und 
Chronogramm von 1738. Umseitig das Göttwei- 
ger Gnadenbild, die Pieta in der Krypta. Format: 
H 239 x B 204 mm. 
gehend beantworten, daß sie hinter Glas als 
beliebter Wandschmuck dienten, wenn sie nicht 
gerade in Stammbücher" eingeklebt wurden. 
Zur Rahmung wurden sie farbig hinterlegt, nur 
ist dieser Hintergrund heute meist vollständig 
verloren. Nur wenige Obiekte im ursprünglichen 
Bilderrahmen verhelfen zu einer Rekonstruktion. 
Bei kostbaren Arbeiten ist als Hintergrund gern 
ein in unaufdringlichen Farben gehaltener glanz- 
loser Seidenstoff bezeugt. Bei heutigen Rekon- 
struktionen müßte man diese Gepflogenheit durch 
Verwendung alter Stoffe wieder berücksichtigen, 
dabei könnte der Seidenstoff durchaus auch 
eine brokatähnliche Musterung enthalten. Diese 
Musterung ist häufig auch in Imitation als bunt- 
bemalte oder bedruckte Papiertapete in einer 
Art Kleisterpapier bekannt. In solch dekorati- 
ver Verwendung als Wandschmuck waren diese 
großformatigen Spitzenbilder oft jahrelang 
schödigendem Tageslicht ausgesetzt, so daß 
häufig Spitzenbildware nur im ausgebleichten 
Zustand, bar sämtlicher kräftiger Farben, ange- 
boten werden kann, In Göttweig dürften diese 
Grotulationsbillets schon sehr bald hohe Wert- 
schätzung erfahren haben, denn schon Anfang 
des 19. Jahrhunderts, iedenfalls vor 1846 späte- 
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ngeführter, zunehmender Farbkanzentrie- 
ind sparsamer werdender Farbanwendung 
ich auch im Spitzenfiligran eine konti- 
che Veränderung über Jahrzehnte hinweg 
llen. Herrschen anfänglich im endenden 
irhundert im süddeutschen Spitzenbild noch 
E Motive, wie Rosen, Nelken oder Tulpen 
Jnd des sogenannten Asparagusmotiv, das 
aspinst die Gesamtflüche gleich dem Hor- 
cui überwuchert, so ist auffallend, daß bis 
tte des 18. Jahrhunderts die figuralen Mo- 
Jnehmend in den Vordergrund drängen, 
zrz- oder Schrift-, Spiral- oder Voluten- und 
iusmative, oder Bänder- und Gittermotive. 
  
 
 
 
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Anmerkungen 8-17 
I0, M. kecliner, Baracke Spitzenbilder, m: Österreichische 
Ärztezeitung 29 (im), H. 12, s. 76a, Spitzenbild von 1745 
mit Paulus-Medaillen. 
'Eugen Rath, Zum steten Angedenken, Große Liebe zu 
kleinen Bildern, München 1964, Abb. S 17, 20, 33, 49. 
"Vgl. das Nadelstichbild in der Sammlung des Franzis- 
kanerinnenklosters am Kirchsee bei Bad Tölz, in: Chari- 
vari, a. a. 0., Abb. S, 5. 
"Dabei handelt es sich um Nachahmung von Rokako- 
Tullspitzen, wozu vielleicht auch Stanzmodeln verwendet 
wurden, worauf bereits Johann Geor Krünitz hinweist 
in seiner „Oeconomiszhen Encyklapö ie", 1787, Teil 5, 
S. 294-5. 
lt Thieme-Becker, 
" Ebenda, 21, S. 18677. 
" Ebenda, 27, S. 471727, 
ls Ebenda, Q4, S. 495. 
"Pergamentschnitt einer ltüftlüSllätlleri Szene und antiken 
Gottheiten. um 16501166 . von ihm abaebildet Ihr Thomas 
Allgemeines Künstlerlexikon 30, S 343. 
 
 
 
 
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stens, sind sie in den Bestand des Graphischen 
Kabinetts geschlossen eingegliedert worden und 
haben damit unter Verschluß ihre ursprüngliche 
Frische und Farbigkeit fast unverändert bewah- 
ren können. 
lm Vergleich zu den meisten anderen Sammlun- 
gen umfaßt die von Göttweig mit den übrigen 
Klostersammlungen wie Einsiedeln, Muri oder 
Engelberg einen homogen gewachsenen Bestand 
an Objekten bezüglich Zeit und Topographie. 
Wichtige und bekannte Spitzenbildsammlungen 
mit Spitzenbildern in doppeltem Sinne sind an 
öffentlichen Sammlungen im Bayerischen Natio- 
nalmuseum und dem Stadtmuseum in München,
	        
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