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Chiemsee) in Nr. n, Jahrgang 1906 der „Zeit-
schrift für christliche Kunst", eine interessante
Abhandlung veröffentlicht und damit den Be-
weis einer hochentwickelten Goldschmiede-
und Grubenschmelzkunst im Wien des XIV.
Jahrhunderts erbracht.
Es ist bisher noch nicht gelungen, für das
XV.Jahrhundert eine Wiener Arbeit mit Sicher-
heit nachzuweisen. Besser sind wir unterrichtet
über das XVI. Jahrhundert durch Arbeiten und
durch Meisternamen. Die früheste Arbeit dieses
Jahrhunderts ist, wie ebenfalls List nachge-
wiesen hat, die Schattauer Mon-
stranz von Ehrhard Efferdinger aus
dem Jahre 1524; es war uns leider
nicht vergönnt, dieses Werk un-
serer Ausstellung einzureihen. List
hat im "Jahrbuch der kunsthi-
storischen Sammlungen", Band
XVIII, verschiedene Notizen
über Efferdinger beigebracht,
der im Wiener Steuerrema-
nenzbuch Effinger, Erdringer
und Erdünger genannt Er Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im
k. k. Österreichischen Museum, Kelch aus
ist 1551 gestorben. Eine andere Kädow, man"... s JWu. m: (nur. 4,)
wichtige, von uns ausgestellte
und hier reproduzierte Wiener Arbeit des XVI. Jahrhunderts
ist der dem Hofmuseum gehörende Nautilus, der als Meister-
marke drei Kornblumen zeigt, die von List sehr scharf-
sinnig als Zeichen des Meisters Marx Kornblum gedeutet
worden ist. Kornblum war aus dem Rheingau gebürtig,
wurde 1570 Meister und starb r5g1. Auch Klosterneuburg
besitzt eine Arbeit seiner Hand, die silberne Einfassung
eines emailliertenReliefs in Silberguß. Ein anderer bisher
unbekannter Wiener Goldschmied, Christoph I-Iedeneck
(1574 bis 1594), trat uns in den Montierungen zweier
Tonbecher (Sammlung Figdor) entgegen. Geradezu ver-
blüffend ist die Leistung des Meisters (F im Schilde),
welcher das ebenfalls in der Sammlung Figdor gehörige
Ausstellung alter Gßld- Taufbecken geschaffen hat. Es trägt in der Mitte eines
im :_c,l:_'g':i:::ä:i'::hen hohen dreifach gekehlten Umbilicus eine Gußplakette
Museum, mit Darstellung der Jordan-Taufe, an derWandung geätzte
I'M" bmichml" 5' Arabesken und acht Gußplaketten mit Darstellungen der
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bürgischoüäainltlr. 897) Thisbe und Dido, im Tellerspiegel drei spatere Besitzer-
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