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die Publikation dieser Bronzen ist von
großem wissenschaftlichen Wert und
schon deshalb höchst aktuell, da sie
im engsten Zusammenhang mit zwei
Entdeckungen der letzten Zeit stehen.
Ernst Steinmann hat in der„Zeitschrift
für bildende Kunst" (Neue Folge,
XVII, 1905106, Seite 39 ff.) mitgeteilt,
daß in zwei kleinen Tonliguren des
Bargello von der Hand des Niccolo,
genannt il Tribolo, der ein Schüler
Michelangelos war, Kopien von zweien
der vier Flußgötter erhalten sind, die
Michelangelo an den Grabmälern der
Medicer anbringen wollte. Sie sollten
am Boden zu beiden Seiten derSocke1-
platte ruhen, die den Sarkophag trägt.
Angeregt durch den Fund Stein-
manns hat dann Adolf Gottschewski
(Münchener Jahrbuch für bildende
Kunst, I, 1906, Seite 43 ff.) in Florenz
weitergeforscht und gefunden, daß
Michelangelo nicht nur ein Modell
angefertigt, sondern sogar einen der
Flüsse ausgeführt hat, der allerdings
nicht die Gestalt von Tribolos Fluß-
göttern hatte. Er ist als Torso in
einem Originaltonmodell von der
Hand des Meisters in der Akademie
m2 Ausstellung von Kleinbronzen m. Kaiser Franz zu Florenz, in einer kleinen Bronze-
2:::::-2"::e:;r.:" I.::P:r;:;.ä;:"z:i:::.::: "S11; reduktio", Sowie
(L. Riiter von Przybyslowski, Lemberg), 7 Bronzekopiev beide Bargello: er"
halten. Daraus geht zur Evidenz her-
vor, daß die Tonfiguren des Tribolo, die von dem Originalmodell Michel-
angelos etwas variieren, nicht direkte Kopien sind, sondern als die Modelle
erscheinen, welche Tribolo für die Medicergräber lieferte, als alle Versuche
fruchtlos geworden waren, die Mitarbeiterschaft des greisen Michelangelo
für das Werk zu gewinnen. Ubrigens sind zwei andere Tonmodelle Tribolos
für die Flüsse noch erhalten, die das Kaiser Friedrich-Museum besitzt. Eines
der beiden Berliner Modelle (Bode-Tschudi 2x4JI5) variiert von den Exem-
plaren des Bargello und stimmt mit einer Bronze des Herrn von Guttmann
überein. Ein Vergleich der vier Bronzen des Herrn von Guttmann mit den
Modellen des Tribolo läßt zur Evidenz letztere als Vorbilder der Bronzen
erkennen. Mir scheinen die letzteren Arbeiten des XVlLjahrhunderts zu sein