(abgesehen von der neuzeitlichen SitzHäche).
Hier haben wir es offenbar mit einer deutschen
Arbeit eines ganz hervorragenden Augsburger
Meisters des späten XVII.Jahrhunderts zu tun.
Der Augsburger Pinienapfel in der Mitte der
Rückenfüllung und die stilisierten Blumen-
muster, der ganze Stilcharakter lassen kaum
einen Zweifel übrig. Die Goldpressung in dem
rötlichen Leder erinnert lebhaft an gleichzeitige
Bucheinbände.
Neben diesen schon durch ihre Größe
anspruchsvolleren Armlehnstühlen stehen
natürlich verschiedene geradbeinige einfache
Rückenlehnstühle bloß von Holz auch in Italien
in Gebrauch. Von den hierhergehörigen Stühlen
der Sammlung Figdor ist ein einfacher Stuhl
des XVII. Jahrhunderts (Abb. 76) mit späterer
. . . Abb. gi. Französischer Schemel. XVI.
Wollbespannung durch die originell derbe bisxvnpjahm,Höh„,_5„,3„„35 Mm,
Verzierung mit verschlungenem stilisierten
Astwerk zwischen den rückwärtigen Pfosten und unter dem Sitz bemerkens-
wert. Ein merkwürdiges Spiel des Schicksals hat es
gewollt _ das eine Exemplar ist in Wien, das andre
in Paris erworben worden -, daß in der Sammlung
Figdor ein Nachtkästchen in Sesselform ganz genau
mit derselben Verzierung W an den hinteren Pfosten
hier noch die bei den ersten in Verlust gegangenen
Akanthuskonsolen -, offenbar von derselben Hand
gearbeitet, sich mit seinem Stiefbruder vielleicht nach
langer Trennung wieder zusammengefunden hat
(Abb. 77). Auch ein im XVI. und XVII. Jahrhundert
besonders verbreiteter Typ mit kleinem
nach vorn schmäler werdenden Sitzbrett
kommt in einem italienischen Exemplar
vor, als Lehnenfeld und zwischen den
Vorderbeinen zwei einfach intarsierte Fül-
lungen zeigend. Sehr hübsch in reicherVer-
wendung von geschmackvollem Drechsler-
werk stellt sich ein mit Leder bezogener
Stuhl dar, der entfernte Ähnlichkeit mit
friesischen und niederdeutschen Stühlen
des XVII. und XVIII. Jahrhunderts auf-
weist (Abb. 78).
Von Italien Abschied nehmend, wollen
Abb. 92. Ammenstuh], französisch. um 1600. _ _ _
Höhe 0,75, Breite 0,41 Meter wir daran anschließend in der Betrachtung