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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 1)

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Leben in Aussicht gestellt. Er wurde 1850 in Wien geboren; an der Akademie war er in 
den Schulen Rahls und Griepenkerls. Großen Einüuß auf seine Ausbildung hatte ein mehr- 
jähriger Aufenthalt in Italien, wo er sich besonders durch das Studium der Werke 
Tiepolos zu einem der bedeutendsten neueren Freskomaler auf dem Gebiete der Archi- 
tekturmalerei entwickelte. Unter seinen Wiener Arbeiten ragen besonders die Decken- 
malereien in der Jesuitenkirche, das Kuppelbild in der Brigittakapelle (in der Brigittenau) 
und die Erneuerung des Danhauserschen Gemäldes an der Rückseite der Stephanskirche 
hervor. Umfassende Aufgaben fielen ihm auch außerhalb Wiens zu; so namentlich die 
Ausmalung der Kirche auf dem Pöstlingberg bei Linz und der gräflich Clam-Gallasschen 
Gruftkirche zu Haindorf bei Friedland. Er war ein außerordentlich gebildeter Mann und 
vorzüglicher Lehrer. Groll war mit einer Tochter des verstorbenen Sektionschefs Freiherrn 
Leopold von Wieser verheiratet, dem die vervielfaltigende Kunst in Österreich bekanntlich 
ihren Aufschwung mitverdankt. 
HAGENBÜND. In der jetzigen Gästeausstellung stehen Heinrich Zügel und Georg 
Wrba voran. Die Zügel-Schule in München hat heute in der deutschen Tiermalerei 
die Führung. Ihre Mitglieder Emanuel Hegenbart und Hans v. I-Iayek sind auch im 
„Hagen" fleißige Gäste. Die 70 Bilder des Meisters, die nun hier beisammen hängen, 
lassen ihn gut überschauen. Anfangs kommen peinlich sachliche Naturstudien von Schaf 
und Lamm, jede Flocke des Vlieses wie unter dem Feststellungseid gemalt. Dazu das 
authentische Bewegungsmotiv. Dann stürzt sich der Sachgetreue in den Pariser Im- 
pressionismus und macht aus einer scheckigen Kuh einen vierfüßigen Farbeniieck. Eine 
weiße Kuhhaut wirkt nun wie eine Schneelandschaft am Spätnachmittag, eine gescheckte 
wie ein Sonnenuntergang in Südtirol. An Stirn und Gesicht eines weißen Rindes sieht 
man alle kalten und warmen Töne gemischt wie an einem Märzhimmel. Das Stimmungs- 
rind ist erfunden, die Impressionskuh tritt ihren Triumphzug durch die deutsche Malerei 
an. je näher diese Dinge der unmittelbaren Studie bleiben, desto erquicklicher sind sie. 
Da berührt sich Zügel ganz auffallend mit Liebermann. Ein Schweinebild und eine 
ruhende Schafherde machen diese Zusammenstellung ganz unabweisbar. Es sind da nur 
noch die spezifischen Farbenwerte der Tiere gegeneinander losgelassen; kaum daß hie 
und da eine Reminiszenz an die Form als solche, bloß pointenweise, aufklingt. Das sind 
allerdings Meisterbilder, wie sie nur in unserer Zeit gemalt werden. Die ausgeführteren 
Bilder, vollends die ganz großen, schmecken mehr nach Atelier und Salon. Auch die 
Farbe versüßt sich da bedenklich und der Griff der Faust wird lockerer. Georg Wrba ist 
jetzt Professor in Dresden, eine Kraftnatur, die sich von jahr zu Jahr mehr betont. In 
Deutschland, zum Beispiel am Leipziger Rathause, begegnet man oft seinen markigen 
Plastiken, wie in romanischen Kathedralen dergleichen plötzliche Reliefs oder Schlußstein- 
iiguren eingefügt wurden. Was jetzt hier ausgestellt ist, sind Büsten in Marmor und 
Bronze, auch ein männlicher Akt in Elfenbein. Das Eigenartigste ist ein männlicher 
Porträt-Halbakt in Marmor (Dr. Walter Veit) mit gekreuzten Armen von markigem Bau. 
Ein Anklang an Klingers Beethoven ist dabei nicht zu übersehen; der Kopf übrigens 
allgemeiner behandelt als das übrige. Wrba ist ein glänzender Techniker und findiger 
Materialmensch. Sein Wollen hat sich noch nicht befestigt. In den Marmorköpfen melden 
sich stilistische Anwandlungen (graviertes Flockenhaar und dergleichen), so daß man an 
Empirebüsten erinnert sein mag. In der Bronze dagegen klingt die Carpeaux-Tilgner-Zeit 
nach, nur ist der Ton noch krampfhafter durchgeknetet, wie es eben einem Zeitgenossen 
Rodins geziemt. Der dritte Gast ist der venezianische Maler Vettore Zanetti-Zilla. Ein 
Tonmaler, der sich nicht immer aus schlammigen Trübheiten loszuringen vermag. Turner, 
La Touche, Brangwyn fallen dem Auge ein; im Motivensehen zuweilen Whistler. Es ist 
eben der moderne Schatz malerischer Anregungen, aus dem allerlei herübervibriert. In 
einzelnen Bildern schließt sich das zu einem Zanettischen Ganzen zusammen (,.Fischer- 
häuser", „Glycinien" und anderes) und dann ist es immer eine warme Hintergrundsonne 
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