die besondere Gelegenheit zur Anspannung der Kräfte. Selbst in der Landschaft, die schon
in den Formaten, aber auch in Verstärkung des Stimmungsgehalts bedeutender wirken
will. (Darnaut, Quittner, Brunner, Suppantschitsch, Kasparides, Zoff, Zetsche und andere.)
Aber es sind sogar große historische Anläufe vorhanden. Zwei wandbreite Szenen sind
für den großen Saal des Rathauses bestellt; die Rahmen rühren noch von Schmidt her.
Dabei verrät sich freilich die Unerfahrenheit unserer Maler in solchen Dingen. Adams stellt
die Ankunft Friedrich Barbarossas bei Herzog Leopold V. dar, an der Wiener Donau mit dem
Leopoldsberg im Hintergrund. Rechts die Monarchen mit Gefolge, links die Kreuzritter hoch
zu Roß mit ihren Fähnchen. In der Mitte ein fast nackter Schiffer beschäftigt. Zu der Pracht
am Babenberger Hofe will solches Detail nicht passen; auch sind Kaiser und Herzog zu
nebensächlich behandelt. Das Bild ist unfertig und wird hoffentlich noch zu besserer
Wirkung gelangen. Schram dagegen hatte Kaiser Karl VI. zu malen, der sich von Fischer
von Erlach das Modell der Karlskirche zeigen läßt. Der Kaiser trägt das goldgelbe Kostüm,
wie in Auerbachs bekanntem Staatsporträt. Die weißen Massen des Kirchenmodells und
einiger Bauteile verstärken die Wärme der sonnigen Wiener Luft, die völlig den Lokal-
reiz hat. Sehr schwach sind die Figuren, besonders die Künstlergruppe. Egger-Lienz hat
einen „Totentanz X809", mit spießbewehrten Männern in dunkler Silhouette (Hodler), vom
Knochenmann angeführt, aber auch eine in ihrer Sonnenkraft tüchtige Landschaft („Mähen").
Eichhorn („Die Gedrückten") schildert galizisches Elend in modernen Stimmungsfarben,
die in die Gegend von Israels deuten. Larwin hat einen vollen Erfolg mit einer großen
Wirtshausszene voll Leuten, in dunklem Interieurton vortrelflich zusammengehalten. Tomec
bringt ein ganz großes Stück aus einer Barockkirche mit Glasmalereien („Gloria"); er wächst
von Jahr zujahr an Kraft. Wie immer ist das Porträt von besonderer Stärke. Auch die alte
Garde hält sich noch stramm. Horovitz ist fein und stilvoll in einem Brustbild seines Sohnes,
Angelis Eleganz versagt nicht. Lebiedzki hat das Bild des Ministerpräsidenten Freiherrn
von Beck mit der Ruhe eines alten Meisters aus tiefem Dunkel herausgeholt, Adams das
des Ministers Freiherrn von Bienerth mehr mit Akzenten von heute illuminiert. Pochwalski
ist in voller Erholung begriffen. Von Adams ist auch das Gruppenbildnis seiner Familie
hervorzuheben. Stauffer, Joannovits, Krauß, Veith, Koppay, Rauchinger bringen bekannte
Persönlichkeiten, nie ohne irgendwelches malerische Interesse. Schattenstein, Scharf,
Epstein, Schiff, Uhl, Egger-Lienz schließen sich an. Unter den Graphikern sei Michalek
hervorgehoben, dessen große Radierung einer Arlbergbohrung schon ein starkes Stück
Schwarzweiß ist. Auch über die Plastik ist manches Gute zu sagen. Weyr trägt dem jubel-
moment Rechnung durch ein wandgroßes Huldigungsrelief, eine energische Stegreifarbeit
von acht Tagen. Wollek hat das Modell seines schlankzügigen Reiterstandbilds des Kaisers
für Jägerndorf, Charlemont eine große Apotheose der Kaiserin als Marmorrelief in Gewölk
und Gewandungen wie aus der Barocke herausmodernisiert. Scherpe hat den liebenAugustin
in Bronze vollendet für den Kellermann-Brunnen in der Neustiftgasse und den marmornen
Konstantin für das Parlamentsgebäude, Kaan den anmutigen Erzengel Gabriel für die Breiten-
felder Kirche und ein hochmodernes Grabmal. Auch Artur Straßer kommt wieder mit einem
großen, apart temperierten Bronzewerk; dunkle Patina mit Vergoldungen: Kleopatra in der
„Tracht" Aphroditens, auf prächtigem Thron von acht Trägern dem Antonius entgegen-
getragen; zwei angekettete Löwen als Beiwerk. Treffliche Akte sind von Jettel und Stundl
zu sehen, gute Büsten von Kundmann, Kauffungen, Rothberger, Mayer (Triest), eine elegant
stilisierte Damenstatuette von Hofner, brillante Medaillenplastik von Schwarz, darunter ein
in Gold modelliertes Porträt. Die große Menge zwingt innezuhalten.
GOYA-AUSSTELLUNG. In der Galerie Miethke findet jetzt eine umfassende Goya-
Ausstellung statt, die man den rastlosen Bemühungen Karl Molls verdankt. Er hat
voriges Jahr in Spanien aus Privatbesitz sechs vorzügliche Gemälde erworben und andere
zwölf entlehnt, dazu aber auch das graphische Werk des Meisters vollständig verfügbar
gehabt. Sichere Goyasche Bilder gab es in Wien nicht mehr, seit die Esterhazy-Sammlung
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