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In dieser Beziehung gibt die Ausstellung der Münchner Volksschulen
auf der Münchner Ausstellung 1908 außerordentlich wichtige Hinweise, wird
doch hier deutlich gezeigt, welch unheimliche Menge von Können im Kinde
schlummert und nur geweckt zu werden braucht, um sich üppig zu entfalten -
welch unheimliche Mengen von Anlagen aber auch durch die noch vielfach
zu Recht bestehenden Schulmaximen verkümmern und zugrunde gehen!
Das alles tritt auch in der „Kunst im Haus" zutage.
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III
Das Nebeneinanderbestehen volkstümlich wurzelechter und von
näher oder ferner hergebrachter Kunstäußerungen hat in den Ländern, die
bis zum Jahre 1864 zu Dänemark zählten und jetzt preußische Provinzen
sind, in Schleswig und Holstein, eine Unmenge außerordentlich bemerkens-
werter Dinge werden und glücklicherweise rechtzeitig die Beachtung eines
Mannes linden lassen, der, selbst aus dem Handwerkerstand hervor-
gegangen, ein scharfes Auge, tiefgehendes sachliches und historisches Ver-
ständnis für all das besaß, was kunstbedürftige Menschen vergangener
Zeiten um sich her in ihren großbäuerlichen Wohnhäusern entweder selbst
hervorbrachten, durch heimatliche sowohl als vorübergehend anwesende
fremde I-Iandwerkskünstler schaffen ließen oder, ihrer Behäbigkeit Ausdruck
zu geben, von außen bezogen,
ohne indes dadurch den Ge-
lassen ihrer Behausungen
den Charakter von etwas Zu-
sammengewürfeltem aufzu-
drücken. Offenbar steckte in
der ihrer Abstammung nach
keineswegs einheitlichen Be-
völkerung selbst - man hat . m H; g l g
es mit Angeln, Sachsen, Frie- ' "i ' {i '45
sen, Jüten und Leuten wen-
discher Herkunft zu tun -,
wenn auch nicht gleich-
mäßig, eine starke künstle-
rische Begabung. Sie äußert
sich auch heute noch haupt-
sächlich in plastischen Wer-
ken. Dies zu beweisen, bedarf
es nicht des Hinweises auf
Werke von der Bedeutung
eines Brüggemann-Altars
oder Innendekorationen, wie
die köstliche Betstube In Abb. zu. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Aus einem alten
Schloßkirche ZU GOÜOYP- S15 Musterbuch für Kleiderhandweberei, Originalzeichnung