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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 5)

 
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HAMPSTEAD. EINE STUDIE ÜBER STÄDTE- 
BAU IN ENGLAND 50' VON H. E. BERLEPSCH- 
VALENDAS-PLANEGG-MUNCHEN S0 
IE Tatsache klingt beinahe unglaublich, daß in einem 
kulturell hochentwickelten Land wichtige Fragen, 
wie jene des sachlich richtig angefaßten Städte- 
baues, beziehungsweise der Stadterweiterung bis 
in die jüngste Zeit kaum Beachtung gefunden 
haben, und daß erst neuerdings gesetzgeberisch 
zweckdienliche Maßnahmen sich vorbereiten, 
welche dem ständig fortschreitenden bisher völlig 
plan- und ziellosen Hinausschieben der peripherisch 
gelegenen Wohnquartiere bestimmte, rationelle 
Bahnen zu weisen berufen sein sollen. In England 
trifft es zu: bei der Hauptstadt entsprechend ihrer Größe, bei einer ganzen 
Reihe anderer durch ihren Handel, ihre Industrie zu höchster Bedeutung 
gelangter Gemeinwesen nicht minder. 
Auf dem Kontinent ist, wenn auch nicht seit allzu langer Zeit, die gleiche 
Angelegenheit mächtig ins Rollen geraten, überall freilich nicht in jenem Ent- 
wicklungsstadium der rasch aufstrebenden Städte, wo sie einer weitaus- 
holenden günstigen Lösung entgegengeführt werden konnte. Vieles ist 
versäumt, vieles unverständlicherweise verdorben worden, vieles unwieder- 
bringlich verloren gegangen. 
Die während der letzten 50 Jahre auf dem Kontinent in kurzen Zeit- 
abschnitten stets von neuem konstatierte Tatsache der in immer beschleu- 
nigterem Tempo sich vollziehenden Ausdehnung der Städte, hervorgerufen 
durch rapiden Bevölkerungszuwachs, sprach eigentlich deutlich genug für 
die Notwendigkeit zweckdienlicher Maßnahmen. Wiesen keinerlei andre 
Umstände, wie beispielsweise das manchenorts völlig Unzweckmäßige im Ver- 
hältnis zwischen freiem und überbautem Platz, zwischen Plätzen und durch- 
schneidenden Straßen, das vielfach totale Vernachlässigen der architektoni- 
schen Bildwirkung, das völlige Übergehen der durch die Bodenbewegung 
gestellten Forderungen und so weiter auf den Tiefstand der Architektur in der 
zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts hin, so spräche der völlige Mangel an 
wirklich wertvollen Projekten für Stadterweiterungen aller Art, wie sie sich 
bei sehr vielen Städten durch den Abbruch des mittelalterlichen Befestigungs- 
gürtels, in Deutschland nach den Errungenschaften des Jahres 1870 bis 71 
durch einen rasch und allgemein erfolgenden Aufschwung aller kommerziellen 
und industriellen Verhältnisse von selbst hätten ergeben müssen, hinlänglich 
das Fehlen wirklich großzügig baulicher Denkweise aus. Der Architekt 
bekümmerte sich, der Hauptsache nach wenigstens, weit mehr um den 
Spezialfall, den Einzelbau, nahm allenfalls einige Rücksicht auf die Über- 
einstimmung seines Werkes mit der nächsten Umgebung. Dabei trat das 
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