In der zweiten Hälfte des Jahrhun-
derts haben die Salzburger Werkstätten
die Gefäßformen des Barock und des
Rokoko in glänzender Weise auf ihre
Arbeiten übertragen. Es sind mustergül-
tige Stücke, die hinsichtlich ihrer Form
die schweren gedrungenen Gefäße der
Renaissance übertreffen. Die Dekorie-
rung, welche sich früher lediglich auf
Gravierungen beschränkte, erforderte
nun, da das plastische Moment in den Vorder-
grund trat, einen großen Vorrat an Gußformen.
Eine Barockterrine (Abb. 33) und eine Rokoko-
kanne (Abb. 34) charakterisieren diese glänzende
Epoche des Handwerks.
Die Meister Linckh, Lehner, Schedl, Geißler
und Platzer, welche sich von Jugend auf der
Zinngießerei widmeten, haben hier Gefäße von
Kunstwert geschaffen. Dieser letzten Kraftent-
faltung des Handwerks folgte sein gänzlicher
Zusammenbruch. Wie sich derselbe vorbereitete,
wie schwer der Kampf gegen die Konkurrenz
war und worin schließlich die Ursachen des
Zusammenbruchs lagen, ersehen wir deutlich
aus dem nachstehend veröffentlichten Material:
Abb-JMRokokQ-Zinnkanne x773. Spezifikation der Auslagen, welche
dem Zechmeister Stephan Platzer anläßlich
seines Prozesses gegen die „Pfuscher" (Zinngießer ohne Gewerbeberechti-
gung und Hausierer) aufgelaufen sind. Gesamtsumme 30 ß.
1776. Stadtrat-Protokoll vom 4. März. Auf Grund der Beschwerde des
Handwerks, „daß wälsche Zinnhändler schlechtes Zinn in's Land bringen
und das gute Zinn aufkauffen", wird dem Peter Peretti aus Savoyen, der
nachgewiesenermaßen in Salzburg Zinn zum
Verkauf herumgetragen, in Gegenwart des Hof-
zinngießers Stephan Platzer eröffnet, daß ihm
der hiesige Markt verboten sei - es sei denn,
dass er sich die Erlaubnis höchsten Ortes er-
wirken könne.
1776. Stadtrat-Protokoll vom xz. März.
„Die Hochfürstliche Gnaden hat der Be-
schwerde des Peter Peretti nicht stattgegeben." QZYgZSQIBi-sritii: Abb 3a Stadlpro-
1777. 6. November. Schreiben des Hof- moninger Zinn- befürMieisterPeter
rats-Präsidenten Josef Graf von Attems an die gieße" 10mm" Gdm" ("a7 bis
, _ _ _ Paul K 83 .A h' Hl-
Salzburger Zmngießer mit der Versicherung, dem 1315:: l qeinmfätilg. a