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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 135)

nen Seidefäden darstellen. Ausserdem haben einen Weltruf die mit hügel- 
und wellenförmigen Dessins versehenen Crepe's, welche von Stelle zu 
Stelle vor dem Färben und Waschen mit Faden unterbunden werden, die? 
man dann löst, ferner die gemalten Dessins der Homa Juzenomi, endlich 
die mit eingewobenen Jumamai-Fäden versehenen Stoffe, bei denen durch 
das verschiedene Verhalten der Faden des Eichenspinners und der echten 
Seide gegenüber der Farbe eigenthümliche Dessins entstehen etc. Aus- 
gezeichnet ist auch die Rothfärberei. Die vortreffliche Beschaffenheit der 
japanischen Crepe's und Brocate, der Gaze und Taffte, wodurch sie den 
besten europäischen Erzeugnissen an die Seite gestellt werden können, 
stammt von Rohstoff und Farbe, Sorgfalt und Geschick des Arbeiters. 
Die mechanischen Hifsmittel des Arbeiters sind äusserst primitiv. (Siehe 
Bavier.) 
Andere Rohstoffe aus der animalischen Welt, Leder und Häute, Elfen- 
bein und Schildpatt, Fischbein etc., welche die japanischen Gewerbe ver- 
arbeiten, bieten keine Absonderlichkeiten dar und haben keine allzu 
beträchtliche Bedeutung. Die künstlerische Seite der Decoration, die Sculptur 
und Malerei als solche entziehen sich hier der Besprechung. 
Die auf mineralischen Rohstoffen basirenden Industrien haben eben- 
falls einen Hauptvertreter, noch wichtiger als die Bronze: das Purcellan. 
Professor Dr. Alexander Bauer hat dieses Thema erst kürzlich im 
Orientalischen Museum behandelt, ich kann mich darauf beschränken an 
dasselbe zu erinnern, so wie an die schwesterliche Kunst des Emails. 
Bekannt ist, dass Japan in beiden einen hohen Rang neben China ein- 
nimmt. Minder bekannt ist es aber, dass in Osaka bereits auch eine Ma- 
schinenziegelei und eine Glasfabrik kürzlich errichtet wurde. Das Damasciren 
und Härten der Stahlklingen, das Platinschmelzen sind in Japan 
längst bekannt; das Münzwesen ist hoch ausgebildet, die in Oska geprägten 
Münzen sind herrlich, Uhren und Instrumente, Waffen und Schmuck er- 
zeugt man in Japan künstlerisch und technisch vollendet. In neuester Zeit 
ist sogar die Fabrication von Revolvern und Sudawasser dahin vorgedrun- 
gen. Auf keinem Punkte der Erde gibt es grellere technische Contraste. 
In einem Lande, wo noch gegenwärtig, oder doch vor ganz kurzer Zeit, 
Gerber und Fleischer als unehrlich von der bürgerlichen Gemeinschaft 
ausgeschlossen sind und eine englische Gesellschaft für Einführung des 
Patentwesens thätig ist, wo noch der Mensch als Motor die menschenv 
unwürdigste Arbeit zu Millionen Malen verrichten muss, wo der Fuss des 
Arbeiters zu vielfacher Mitwirkung beim gewerblichen Verfahren berufen 
ist und in nächster Nachbarschaft der Selfactor schnurrt, in einem Lande, 
wo moderne westeuropäische Cultur mit Jahrtausende alter ostasiatischer 
sich mischt, da muss es zu Widersprüchen kommen. Das Volk befindet 
sich in einem turbulenten Entwicklungsprocess, in einer Krise. Der Ring- 
kampf zwischen Maschine und Handarbeit, zwischen Fabrik und bäuslichem 
Gewerbebetriebe, zwischen blinder Neuerungs- undNachahmungssucht einer-
	        
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