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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 6 und 7)

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zum Ausdruck (Abb. 93). Bei diesen besten mittelalterlichen Kunstschöpfungen 
deutscher Keramik gestaltet sich die regelmäßige, in breiten Feldern variie- 
rende Anordnung von geperlten Rauten, Viereck- und Dreieckfeldern sowie 
Zickzackbändern zu einer netzartigen Ausschmückung des Gefäßes von her- 
vorragender künstlerischer Wirkung. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, 
daß der Töpfer ein bereits vorher konstruiertes System der Musterung 
zur Anwendung brachte, denn es kehrt nahezu bei allen bisher bekannten 
Bechern dieser Gruppe wieder. Solches macht die Mitarbeiterschaft eines 
anderen Handwerkers oder die Benutzung eines Objektes aus anderem 
Material als Vorlage sehr wahrscheinlich, 
wie ja ein ähnlicher Fall bei den um mehrere 
Jahrhunderte jüngeren I-Ienri II-Fayencen 
vorliegt. 
Schon die Maskenbecher von Dreihausen 
haben neben dem Flachmustennotiv Relief- 
auflagen zur Ausschrnückung der Gefäß- 
wandung herangezogen. Als ein noch älteres 
Beispiel der plastischen Verzierungsweise er- 
scheint das Fragment einer hellbraun glasier- 
ten Kanne mit Ausgußrohr im Mährischen 
Landesmuseum (Abb. 94). Der Fundort ist 
Reschen im Bezirk Römerstadt. In der Höhe 
des Ausgußrohres läuft um die Schulter ein 
Medaillonband mit denFiguren eines Bischofs 
und stilisierter Greifen, während der Mün- 
dungsrand noch das aus schräg gestellten 
Strichen bekannte Bandmotiv der spätkaro- 
lingischen Zeit trägt. Das Gefäß enthielt 
Abb.g4. Fragment einerkleinemhellbraun __ 
ghsimu, Kamm Km pnuhundm, Sun Brakteaten des XIII. Jahrhunderts. Spater, 
gefunden inMähren(Franzens-Museum in   und  Jahrhundert, Wuchs  
3mm) Vorliebe für Reliefauflagen, wie wir dies an 
der Hand der Abbildungen 74, 80, 81 und 82 verfolgen können. 
Ein eigenes Kapitel im Omamentenschatz der Hafner bildet das Rosetten- 
und Beerenmotiv. Es ist von diesen für ihre Tonbecher mit gleicher Vorliebe 
verwendet worden, wie von den Glasbläsem für ihre Trinkgefäße. Von den 
Gläsern, wo die aufgesetzten Traubennoppen in erster Linie den Zweck 
verfolgten, diesen eine größere Sicherheit in der Hand des Trinkers zu geben, 
übernahmen die Töpfer die Verzierungsweise. Bei zwei Trinkbechern, 
angeblich Moselfunden, haben die aufgelegten Rosetten unter dem Mündungs- 
rand die Bestimmung, das Ausgleiten der Hand nach oben zu verhindern 
(Abb. 95). Gleichem Zwecke dienen die gebuckelten Scheiben im unteren 
Teile des Walzenbechers in Abbildung 96. Es ist dies ein sehr frühes Hafner- 
gefäß mit mehrliniger, sich wiederholender, also mit Hilfe eines kammartigen 
Instruments eingeritzter Welle. Standfuß und Becherrand tragen eine ver-
	        
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