Rolle und hat natürlich die Phantasie und den Gewerbfleiß immer wieder zur
Schöpfung neuer Formen und zur Erfindung neuer ornamentaler Ausdrücke
angeregt, daneben aber auch alte Traditionen außerordentlich zäh bewahrt.
Von den Denkmälern der sassanidischen Zeit erwähnen wir zunächst
fünf flache, gegossene Silberschalen mit Reliefdarstellungen aus der kaiser-
lichen Eremitage in Sankt Petersburg. Die älteste davon, bräunlich oxydiert
und mit reicher Vergoldung, zeigt die Belagerung einer Burg in primitiver,
nahezu völlig symmetrischer Auffassung mit interessanten architektonischen
Details (siehe Abb. 34). Die übrigen enthalten einfachere, in flachem Relief
herausgeschnittene Szenen mit vergoldetem Hintergrund (Sassanidenfürst
mit Dienerschaft; Sassanidenfürst auf der Löwenjagd; Tigerin vor einem
Baum; I-Iirschkuh, von einem Löwen überfallen). Demselben Stil gehören
zwei Silberarbeiten aus dem Czartoryski-Museum in Krakau an: eine gekerbte,
massive Opferschale mit menschlichen Figuren in antiken Bewegungs-
motiven und eine Kassette mit allerlei Fabelwesen in getriebenem Relief.
Bei den Bronzedenkmälern aus dieser frühen Epoche ist es außer-
ordentlich schwer, zwischen spätsassanidischen und frühislamischen Erzeug-
nissen die trennende Grenze zu ziehen. Es handelt sich um Kannen, teils mit ein-
fachem, teils mit doppeltem Ausguß, um Teller und Schüsseln und endlich um
Aquamanilen in Tierform. Bei den letzteren ist eine verhältnismäßig späte
Entstehung mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen; sie dürften meist zwischen
das VII. und IX. Jahrhundert fallen. Die naturalistische Absicht in den Tier-
formen (Hahn, Henne, Ente, Pferd, Hund?) ist unver-
kennbar; sie wurde durch die tiefe Gravierung einzelner
Details bisweilen noch besonders betont (siehe Abb. 36).
Die Kannen dagegen sind großenteils früheren Ursprungs;
zwei von ihnen, Dr. Martin und Professor Sarre gehörig,
mit glattem, unverziertem Leib, erinnern sogar noch an
die Antike. In die Blütezeit der Sassanidenkunst dürfte ein
hervorragendes Stück der Sammlung Polowtzoff zu ver-
setzen sein, das die doppelte Darstellung eines flötenspie-
lenden Satyrs mit Ziegenbock zu beiden Seiten einer reich
entwickelten Palmette und darüber, ebenso symmetrisch,
zwei Greifen über einer Blattranke zeigt
(siehe Abb. 35). Ähnlich, aber in mehr hie-
ratischer Auffassung, sind auf einer wohl
etwas späteren Kanne des Grafen Bo-
brinskoy zwei Pfauen im Wappenstil ge-
genübergestellt. Bisweilen wurde auch der
ganze Leib von einem großen Blattran-
kenmuster umzogen (Sammlung Martin).
Ein großer getriebener Teller aus der Ere-
mitage in Sankt Petersburg enthält im Mit-
' _ _ Abb. 36. Aquamanile, Persien, frühislamisch
telfeld das Bild eines mit Lanze und Hund (Sammlung Graf Bobrinskoy, st. Petersburg)