3 Ferdinand Georg Waldmüller. "Niederdsterreichische
Eauernhcchzeit-i, bez. r-Waldmüller 184314. Ol auf Holz.
Osterreichische Galerie, Wien
4 Maria, Assistenzfigur, Osterreich, Anfang 18. Jahrhun-
dert. Holz, gefaßt. H 140 crn. Salzburger Barockmu-
seum
34
Im letzten Jahrzehnt hat sich die Liebe stark dem
heimischen Bauernmöbel zugewandt. Kein Wun-
der, daß wohlerhaltene bemalte Stücke immer teu-
rer werden. Auf dem Gebiet des unbemalten Ge
brauchsmöbels aus Hochtälern und Almen, das
oft so funktionell formschön ist, wird das Einzugs-
gebiet immer größer. Vieles kommt von der Alpen-
südseite her, ja aus den Apenninen.
Der Großstädter, der sich zu einem gewissen Esta-
blishment zählt, setzt jedoch auf fournierte und in-
tarsierte Barockmöbel. Der Tabernakelschrank
und der zweitürige Barockschrank sind in Öster-
reich Statussymbole. Sie nehmen im Raum souve-
rän die Mittelachse ein. Der Schrank in seinen ver-
schiedenen Ausführungsarten entspricht differen-
zierten Preisklassen.
Ein schön intarslerter Schrank mit geraden Türen
entspricht preislich etwa dem Mercedes 280 SE.
- Sollte er jedoch gebogene Türen aufweisen,
kommt seine Anschaffung bereits einem Merce-
des 450 SEL gleich. - Damit auch noch höherran-
gige Stufen des Establishments ihren Ausdruck
finden, bietet die barocke Möbelkunst schließlich
den Schrank mit gebogenen Seiten und geboge-
nen Türen an, reich eingelegt, versteht sich. Der
Meister hat dabei redlich geschwitzt - dies alles
zum Preise eines Mercedes 600.
So führt die Wahl des Barockschrankes in das
Verständnis der kakanisch-österreichischen Hier-
archie ein. _
Nebenbei bemerkt, der Autor findet die Schranke
aller drei Klassen großartig; in ihrer monumenta-
len Architektur und ihrer Ornamentik ähneln sie
schön stukkierten Hausfassaden des Barock.
Gottlob bleibt das Biedermeier. Es ist noch sehr
preiswert. Trotz des großen Preisauftriebes der
Möbelstile seit dem Neoklassizismus in anderen
Ländern, wie in Italien, ist das Biedermeier in
Österreich nur mäßig gestiegen. Mit diesen Mö-
beln kann ein geistiges Establishment zu niedri-
gen Preisen in seine Räume einen Hauch d
stigkeit der Goethezeit bringen.
Das einfache englische Möbel mit seinen vi
gen variablen Kleinobjekten ist ebenfalls
günstig und beliebt. Jene, die betont ihren I
mantel tragen, kaufen gerne englische Lani
möbel in Eiche und Mahagoni. Es läßt sich r
ne Kunst und Graphik hervorragend damit i
den.
Auch das übrige Kunstgewerbe ist hinsii
der Nachfrage und der Preise den Gesetzl
ten eines recht fragwürdigen Geschmackes
worfen. Nostalgischer Tand, in Geschäften
fragt, ist jedoch von den jurierten Messen
schlossen.
Sehr beliebt ist altes Glas, das aus dem 1
19. Jahrhundert in mannigfachen Dekorati
ten angeboten wird. Auf diesem Gebiet wir
zuchtvclle hohe Leistungsfähigkeit alten Ku
werbes sichtbar, und es werden die natii
Spezialitäten besonders gepflegt. Die hohe
se sind der Qualität der Objekte entsprech-
Das alte Silber wurde in Österreich in den N2
nischen Kriegen durch gesetzlich vero
Einschmelzung vernichtet. Es entstand
nach dem Wiener Kongreß ein riesiger Nacr
darf in der gesamten Biedermeierzeit und d:
Es ist die Epoche der i-Radlpunzeu. Das
folgte dem Geschmack einer neureichen f
schaft. Es war größtenteils mit Zierat und
menten bis zur Unerträglichkeit überladen
heute sind gerade diese Arbeiten in weite
sen sehr beliebt.
Daneben gab es in der Biedermeierzeit gar
tes, schmuckloses Silber in klarer, funkti-
stimmter Formgebung, zeitlos, der "moi
Sachlichkeit" nahestehend. Dieses glatte.
ner Silber ist zwar seltener als das reich de
te, jedoch wesentlich billiger. Es gilt als G
tip einer Minorität von Genießern.