. Österreichisches Museum für angewandte Kunst
Blickpunkte
Uber das Jahresende 1978 hinaus bestimmen 1979 vor-
erst eine Reihe von im Vorjahr geplanten Veranstaltun-
gen und Aktivitäten das neue Jahr. vom Direktorium
w. Hofrat Prof. Dr. Wilhelm Mrazek initiiert. Somit das
gewohnte reiche Arbeitsprogramm. der seit Jahren ge-
wohnte aktive Kurs des Museums. Am 25. Jänner 1979
erfolgte als herausragendes Ereignis die Eröffnung der
Neuaufsteilung der Sammlung Orientalischer Teppiche.
Diese Attraktion des Hauses und das an sich Selbstver-
ständliche ist dank der Hingabe und Fürsorge der jun-
gen Sammlungsleiterin Dr. Angela Völker und ihrer am-
bitionierten Fachkräfte ein bedeutendes Ereignis in Hin-
sicht auf die Wiederkomplettierung der Sammlungen.
Diese Sammlung präsentiert sich nun, nach neuesten
konservatorischen Erkenntnissen. in elektrischem
i-Schoniichtii. Ein Festtag filr das Museum, für Liebha-
ber und Kenner des Orienttepplchs.
im konkreten Aufbaustadium auch die lange monierte
Präsentation der Jugendstilsammlung. Abhängig von
der Absage, dem Osterreichischen Museum ein Palais
als außermuseale Räumlichkeit zur Verfügung zu stel-
len. wird nun diese große Objektgruppe - als Anschluß
an die Neuzeit - in einem kleineren Saal aus den Näh-
ten platzen. Die Uneinsichiigkeii urbaner Organe be-
stimmt neben dem Raummangel im eigenen Haus die
ses Schicksal. Der Realität Rechnung tragend, wird man
das sogenannte iiJugendstiigut-i trotzdem, sorgsam aus-
gewählt, publikumswirksam präsentieren. Eine kurze Ri-
post auf angeblich mangelnde Leihbereitschaft des Mu-
seums in Sachen Jugendstil etc. So spontan und be
herzt greift kaum eine andere Institution unter die Arme
wie das Österreichische Museum für angewandte
Kunst. Das ist weitesten Kreisen bekannt und personell
wie sachbezogen hierin stets Auslastung und Bereit-
schaft bis zum Übermoglichen. Nur, in eigener Sache
aufbauend und stets leihgebend nach allen Richtungen.
verdient das Haus nicht, höhnende Pressepfeile i-pro-
texanischer Hunterv. Ein einsamer Pflaster-iwWoifii flos-
kelte um des journalistischen Effektes willen, ohne die
offene Haltung der Direktion zu kennen, ohne jede
Rückfrage und Respektierung logischer Argumentation.
Das Österreichische Museum hat wahrlich genug zu tun
mit seinen außermusealen Verpflichtungen und Be
schickungen, nicht zuletzt der Bearbeitung der kürzlich
eröffneten Biedermeier-Ausstellung In London. Was den
"Jugendstil- bzw. die Kunst um 1900 betrifft, hat das
Museum gerade in der Ära Dir. Mrazek, beginnend mit
der Ausstellung i-Wiener Werkstätte-I, eine breite Anzahl
von Veranstaltungen gesetzt, die sich durch das ganze
Dezennium zogen, von der Presse aber entweder normal
oder fast riur am Flande gewürdigt wurden. Warum also
muß sich "einem für diese Schau in Übersee - sprich
New York - plötzlich so außergewöhnlich exportieren?
- So etwas stört und determiniert die Zusammenarbeit
von Medien und Kunstinstitutionen erheblich. Und das
sollte doch in Zukunft vermieden werden können.
Mit Jahresende erfolgte die iiHofübergabe-i der Möbei-
sammiung. Dr. Franz Windisch-Graetz. deren bisheriger
Leiter, trat in den verdienten Ruhestand. Dr. Christian
Witt-Dorring, der sich in letzter Zelt bereits einarbeiten
konnte und rasch Zugang zu ihr fand, hat die Sammlung
mit 1. Jänner 1979 übernommen. Oskar Zimmermann,
akad. Maler und langjähriger Mitarbeiter in der Bibiio
thek und Kunstblättersammlung des Museums, verließ
zugleich sehr bedankt das Museum.
Weiterhin finden am Haus die bekannten Seminare von
Dr. Waltraud Neuwirth und akad. Oberrestaurator Lud-
wig Neustifter in Sachen Keramik statt. Ebenso die Se
minare von W. Narbutt-Lieven und Ingrid Schindler im
Bereiche der Fotografie. Anfragen sind an das Haus zu
richten.
Laufende Ausstellungen:
iiPorträt-Fotografien von Stephanie Windisch-Graetzu.
BibIiothekIGaierie (noch bis 16.4.1979) - Wolfgang
HaipliMobal und Flaum. Eiteibergersaai (noch bis 1.4.
1979) - Grete Rader-SouIeklMalerei und Entwürfe. Säu-
lenhoi (254. - 3.6.1979). l. n.
Chinesische Kunst
Sammlung König Gustav Vl. Adolf
von Schweden
Wanderausstellung des
Ostasiatischen Museums, Stockholm
Neues Haus, Ostasiensaal
Wien i., Stubenring 5
21.7.-3.9. 1978
Ein König als passionierter, leidenschaftlicher Sammler,
soweit man letzteres bei einem Skandinavier sagen
kann. Sammeln heißt, sich mit jenen Dingen zu umge
ben und zu beschäftigen, die einem so viel bedeuten,
7A
daß sie einem zum Lebensinhalt werden können. König
Gustav Vl. Adolf von Schweden entdeckte und ent-
wickelte früh schon seine Neigung und Liebe zu ost-
asiatischer Kunst. Bereits als junger Kronprinz setzte er
seine Anfänge in der Archäologie, kam 1926 nach China,
um sich hier intensiv auseinanderzuseizen mit den
Zeugnissen und Schöpfungen jahrtausendeaiter Kultur.
Wir erinnern uns noch an den Besuch des greisen
schwedischen Monarchen 1973. hier im Museum. Ari
den eines profunden Kenners, der jedes Objekt gleich
liebevoll zur Hand nehmen konnte, um seiner geheimen
Destination nachzuspüren. Ein königlicher Besuch ohne
alle Anzeichen einer Sensation, bei dem man aber doch
das Gefühl hatte, einem außergewöhnlichen, in der Sa-
che unendlich erfahrenen Menschen zu begegnen. Die-
ses fiel einem ein, wenn man dem Leiter des Stockhol-
mer Museums Direktor Dr. Bo Gyllensvärd zuhörte, der
freimütig bekannte, weiche Bereicherung auch er in sei-
nen wissenschaftlichen Disziplinen durch das hohe Wis-
sen und durch die starke Persönlichkeit des Königs erfuhr.
Nach der kapitalen Ohinaschau nun erstmals wieder
"Chinesische Kunst-i im Hause, nach der Station Köln
und vor Madrid. Wie hat sich die Szene gewandelt. Kei-
ne menschentlberfüllten Raume. keine hochgespieite
Fast-Hysterie. die am guten Vorhaben vorbeigeht. Diese
sublime schwedische Ausstellung dem Charakter nach
eine Oase reinster Ästhetik, meditativer Einfachheit.
Einbegleltet von einigen wenigen fotografischen Auf-
nahmen. die König Gustav Vl. Adolf in Situationen sei-
nes Forscher- und Sammleriebens zeigen. Dann in einfa-
cher Abfolge die Objekte: Bronzen. Jadearbeiten, Kera-
mlken, Arbeiten aus Silber, in Cloisonne, Emaii, Lack
und Elfenbein, Holz, Nashorn und in Tusche. Eine Reihe
ganz exklusiver Objekte. die auch in der Fachspitze Be-
wunderung erregen.
Die Bronzen vor allem, technisch hervorragend und
hoch entwickelt, kultischen Zwecken der Shangzeit die-
nend. bestechen. Eine kleinere Gruppe zwar. aus 1000
und mehr vor Christi, in erster Linie Opfergefaße. Man-
nigfaltiger Dekor, Exaktheit und Ausgefeiitheit der Orna-
mentierung prägen zusammen mit den frühen Bildin-
schritten diese Bronzen. Die ja auch im China der
Shangzeit die Fertigungen aus Stein verdrängten. Aber
auch in den anderen Materialien spürt man die ganze
Erlesenheit ostasiatischer Kunst, und es ist erstaunlich.
wie trotz Bekanntheit eines gewissen künstlerischen
Bildes Chinas doch immer wieder neue. in den hohen
Qualitäten liegende Nuancierungen auftreten. ist es al-
lein die Kunst. die vollendet gestaltete Darstellung einer
exotischen. verinnerlichten Seinweit. ist es das immer
noch geheimnisvolle Wesen, das uns den Fernen Osten
so faszinierend erscheinen IäBt? Gewiß auch hat die
europäische Kunst Bemerkenswertes im Laufe der Jahr-
hunderte hervorgebracht, jedoch die Dominanz dieser
durch Jahrtausende verfeinerten Kultur. die China auf-
weist. ist eklatant.
Um noch einmal auf Vergleich zu gehen mit der spekta-
kulären Chinaschau von 1974: Skandinavische Kühle
veredelte eine vom Kern her sehr geschlossene Selek-
tion In objektbezogener Atmosphäre. wie es dem Nach-
laß des Lebenswerkes eines königlichen Sammlers ge
ziemt, ein sachlictrruhiger Kontrapost. Der wirkliche
Kenner und Liebhaber spürt der verborgenen Mystizität
der Objekte, der spannungsreichen Sensitivität des all-
täglichen Gebrauchsgutes nach, wie kaum zuvor spürt
er den Atem der Jahrtausende. Ewige Menschheitsrät-
sei flackern auf angesichts des Mysterlums der Ur-
sprünge eines hochentwickelten Volkes, das. in dynasti-
chen Kämpfen zerrissen und entzweit, Schöpfungen
edelster Kunst hervorbrachte.
Die schwedische kleine Chinaschau war eine echte Ge
neralprobe für die Neueinrichtung des museumseigenen
Chlnasaaies, also ein durchaus erfreulicher Aspekt. Ein-
stimmung und Vorbegleitung zur künftigen Präsentation
des derzeit noch in Krems zur Schau gestellten Chinesi-
schen Sammlungskörpers.
Dank gebührt vor allem dem Direktorenehepaar Dr. Bo
Gyllensvärd für die subtile, noble Gestaltung, die die
Objekte ohne geringste geschmäckeinde Weise zur Wir-
kung brachte. Zu wünschen ist. daß die museumseigene
Chlnasammiung nach ihrer Neuaufsteilung in anderem.
neuem Licht, als doch sehenswerte reiche Sammlung
erkannt zu werden vermag. Wenn räumlich möglich -
uns scheint sie zu klein vom Flaum her - und konserva-
torisch vertretbar, wäre eine Verfeinerung dieser Bestärr
de und ungeteilt, in weit mehr geschlossener Ordnung
ein Desiderat. Mit (vergrabenen) Hokusels. Hlroshiges
und vielen bereichernden unausgestellten Objekten zum
kleinen Ostasienmuseum Im Museum zum Besucher hin
ausgerichtet.
Eine feierliche Eröffnung der Schwedischen Chinaaus-
stellung mit dem Bundesminister fLlr Wissenschaft und
Forschung. Frau Dr. Hertha Firnberg. Vertretern des öf-
fentiichen und diplomatischen Lebens leitete diese er-
folgreiche Schau ein.
König Gustav Vl. Adolf von Schweden ist uns dul
ne Sammlung, mit seinen Objekten, hier im Muse
Erinnerung gekommen. Ein schöner, anregenden
wertvoller Besuch ließ den schlichten Glanz eine
hen humanen Geister posthum aufleuchten.
Design aus Schweden
WohnenlEssenlSpieienlSchiafen
Neues Haus, Ausstellungshaile
Wien 1. Weiskirchner Straße 3
22.9.-12. 11.1978
"Luftige-i Imagination im Entree: ein weifi-graziie
schwebend standfest vor blauem Wohnhimmei n
Schäferwölkchen. Sinnbild i-erdv-entrückten Woh
Vorneweg ausgesprochen, sicher eine von bestel
len errichtete Ideen-Demonstration des schwedls
r-Way of modern Living-i. Die aber unter der nahe
teni- Konkurrenz von IKEA litt. Das erst kurz etab
i-unmogiichev Möbeihaus aus Schweden rafft un
zwangsläufig Wesentliches dieses Ausstellungsj
verkaufsbereit vor lnteressentenaugen. Jedoch d
Grundtendenzen schwedischen Designs. äußerst
tiv, sah man präsentabler im Österreichischen M
i-Design aus Schweden-i bereitete echten Boden
Sichtbarmachung und Verbreitung guter industri-
Formgebung aus diesem mitführenden skandina
Musteriand.
Grundkonzpetion der Ausstellung: Wohnen, Esse
len, Schlafen. in einem geviertelten Quadrat ther
aufgegliedert. Absicht der Veranstalter, anhand r
dukte ihres ausgewogenen Standards, neben we.
der Exklusivität. die Grundkomponenten ihres De
aufzufachern.
Ein typisches skandinavisches lnterieur ist in Eii
heit geboren und gebaut: licht, farblich gedämpf
viert. funktionell. Lebt von der wie natürlichen "V
schränkung-i, dem klaren Zug der Faser, dem strl
len Uni, dem Liniengefüge lichter Transparenz ur
mogenen Akkordierungen und Repetitionen. Bed-
wir. bei aller Tragweite und Verantwortung solch
legung, der Grundkanon i ob unikal oder indusi
der Bauweise eines Möbels, der Formung von G:
brauchsgerät. Glas oder Keramik kann immer wir
nur aus den Jahrtausende zuruckreichenden klas
schert Grundformungen her abgeleitet und entwc
werden. Alle nur gedachte und entwerfende Dist:
von erreicht irgendwann Grenzbereiche der Konz
endet in der Wiederholung, der Neuform einer W
gabe. Logisch auch gewisse affine Formungsuse
auch in der frischesten neuesten Verarbeitungsvi
Der Ruf nach dem Allerletzten, Neuesten, noch n
gewesenen scheint daher sinnlos. So macht auc
i-Deslgn aus Schweden-i mit manchem bekannt. i
ternational wen vogueii ist. Mit einer Einschränku
wußte Beschränkung ist up to dats.
Spielwelt des Kindes: ine sauber gefügte einfac
Sphäre. Buntheit ist d giert von Geschmack, Fa
fühl, erzieherischer Diktion. Etagenbetten steigei
kindliche Kameraderie. das Spielerische bis in d.
Schlaf stimulierend. Funktionell griffieichte hanc
Sitzmöbel, pädagogisch ausgerichtete Spieikästi
kate Kind- und Spielweltmotive spielen von den 'i
herunter. Dann die proper-einfache Cuisine. Weic
dendes iiCook-pitu. Die Grundmobllien in konzeni
ster Form. Das erforderliche Gerät vom Schwenk
über die Lampe bis zur Gabel optimal durchgebil
Besser verständlich wird diese Wohnwelt. wenn l
weiß. daß dieses weitjährig dunkle Land die Men
im Haus hält. Wetierunbllden, winterliche Isolati-
stärken den Hang zum behaglichen Wohnen in S
heit und Sauberkeit. Man liebt das lichte "blonde
umgibt sich gerne damit. Hält auf Traditionen ful
iistischer Grundsätzlichkeiten eines eigenständig
Konstruktivums, trägt aber immer auch neuesten
wlcklungen und Erkenntnissen Rechnung. in alle
und Wohnweltbereichen.
Wir wissen. daß die Dänen, die Finnen, vorzllgiic
selben Prinzipien, das ästhetisch und utiiitaristis
male Design als Dominante allen Lebens in den
gehoben haben, daß man dem dort huldigt. Ein S
dortzuiande auch, solchem i-dagegenzuleben-i.
i-Design aus Schweden" wurde veranstaltet als V
ausstellung des Schwedischen Werkbundes Pore
Svensk Form, Stockholm. zusammen mit der Kur
Werbeabteilung des Nationalmuseums Stockhoin
dem Schwedischen Institut daseibst. Den lnitiatr
dem schwedischen Einrichtungsteam sowie der:
dischen Botschaft, sei ftlr unkomplizierte direkte
belt gedankt. Selbstverständlich auch den 50 bet
Produzenten, Künstlern und Designern. im Bereir
Möglichkeiten werden wir für ähnliche Demcnstr
aus dem skandinavischen Raum offen sein.