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ÄCHERSPIEL. Wie in gläsernen Schneewittchen-Särgen ruhen in Vitrinen auf
Seide und Samt still und unbewegt leichtbeschwingte Falter. Fächer alter und
neuer Kulturen, schimmernd von Schmetterlingsfarben, gaben sich ein Stelldichein in den
vornehmen Sälen und Kabinetten des Berliner I-Iohenzollemhauses zwischen Gobelins,
Louis Seize- und Louis Quinze-Möbeln. Schöne und erlauchte Damen haben diese Amo-
rettenwaEen aus den Rüstkammern der Koketterie hierher geliehen, einem wohltätigen
Zweck zuliebe. Er gilt dem „Verein der Freundinnen junger Mädchen". Widerhall galanter
Zeiten umklingt uns vor den Rokokovitrinen, darinnen über Blättern von Schwanen-
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Ausstellung österreichischerKunstgewerbe. Seidenstaff, em o: an von otte ro e 0c er
ausgeführt von der Wiener Wer statte
haut -- es waren gewiß immer Leda-Schwäne _ der Reigen der fetes galantes in
Trianonparks zwischen Taxushecken über Marmorfreitreppen und um Tritonenfontänen
sich schlingt, wo unterm Laubendach in den zarthuschigen Tönen Lancrets zum Klang
der Hirtentlöte Paare sich zu Pastoraleszenen finden, wo es aus den Büschen lockend
klingt: wer kauft Liebesgötter, und wo im Reifrock und Brokatgewand vermummt der
amouröse Olymp auf die Erde steigt. Viele Besonderheiten fesseln, merkwürdige und
kuriöse Stücke, „choses tres rares et recherchees", wie es die Kataloge der Pariser „Ventes"
bezeichnen.
Vernis Martin-Fächer sieht man, jene Fächer ganz aus Elfenbein, überzogen mit der
zarten, ölig weich glänzenden olivgrünen Lasur, die der Lackfabrikant a la mode für
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