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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 12)

ire wurde das älteste uns erhaltene Inventar der „Teutsch- 
istcrkchcn alten Ellekte" angelegt. 
: Ungunst der Zeiten hat uns den Schatz nicht ungeschmä- 
t durch die Jahrhunderte erhalten. Der dreißigjährige Krieg 
t mancherlei Minderungen des Bestandes bewirkt, wenngleich 
r Schatz rechtzeitig aus Mergentheim verlagert und mehrere 
IFC in Wien geborgen war. Hier fand er am Beginn des 
Jahrhunderts eine neue Heimstätte, als durch die Verfügung 
s Jahres 1808 der damalige Hochmeister Erzherzog Leopold 
:tor den Ordenssitz nach Wien verlegte und damit zugleich 
eh der Ordenssehatz hierher transferiert wurde. Allein die Not 
r Zeit zwang damals den Kaiser, alles Edelmetall mit wenigen 
lsnahmcn für die zerrütteten Finanzen zu beanspruchen - 
ie Folge der Kriege gegen Napolcon, die Österreich völlig er- 
iöplt hatten. Der Ordensschatz mußte damals schwere Opler 
mehmen. 
ist umso erstaunlicher, daß er sich trotzdem heute noch in 
cher Reichhaltigkeit darbietet. Darin liegt wohl sein größter 
iz und sein besonderer Wert. Wenige Sammlungen nur lassen 
ute noch die Fülle der Variationen ahnen, die zu einem Schatz 
alten Sinne gehörten. Hier war eben alles, was kostbar. 
eressant und seltsam war, verwahrt worden. Vielleicht aber 
mmen auch durch die große zahlenmäßige Minderung des 
hatzes im Laufe der Jahrhunderte die hervorragenden Kunst- 
:rke noch stärker zur Geltung. Ihre Qualität läßt aber auch 
nen, welch breite Basis einst in diesem Schatz gegeben war. 
er die sich dann diese exzeptionellen Kunstwerke erhoben.' 
 
  
Rcliquicnnltirchcn mit dem Yfnpprn der Fumilw Ncuneck s wieder- 
holt die Form cincs großen Flugclahurcs und 11151;; urspru hch viel- 
leicht als kostbares Reiscnlliirchcn vcrivcmlcl worden sein. An die 
Stelle von Bildern lmlcn die Lnnxilpliinchen, die Stelle du" Schrein- 
Iiüliung nchmcn die Rcliqulcn uin, div: nllcrdings im 17. jixhrhundcrt 
originulc Pnrlirn vrrdranglcn. Das Tript_vchnx1 ist cinc WUßllJCLlKSChC 
Avbcil aus der Z. lLilIitc des H. Jahrhunderts. 
 
Imß Sülulzknmmer n" Ußutsvhen Ordens m im Urllellipalais mm". 1,5mm. 
struüe 1 untnrgrbrudll und Donnervlng von 1a im 11 lihr und Sonntag von 10 m. 
12 um geöffnet. 
ESCHICHTE DES DEUTSCHEN ORDENS 
von FRANZ 
TUMLER 
zr Deutsche Orden, „Fratres Hospitalis Sanctae Nlariae Teuto- 
:orum in Jerusalem", vulgo auch Deutschherren, Kreuzber- 
n genannt, entstand 1190, vor der Stadt Accon. Als diesc Stadt, 
r Schlüssel zum Hl. Lande, im jahre 1190 von den Christen 
lagert wurde, wüteten Lagerscuchen im Heere. Bürger aus 
emen und Lübeck errichteten aus Schiflsscgeln ein Zeltspital. 
rrzog Friedrich von Schwaben, Führer des Rcichsheeeres, ver- 
tndelte diese Genossenschalt in einen Orden, der im Februar 
91 vom Papste anerkannt wurde. Im Frühjahr 1198 übernaha 
en die Brüder auch den Glaubcnskamlvf und wurden so 
im Ritterorden. Papst Innozenz II. bestätigte ihn am 19. Fe- 
uar 1199 und gab ihm die Regeln der Templer und Johanniter. 
m da ab hatte der Orden: Ritter, Kleriker, nicht ritterliche 
dlbrüder, Halbbrüder, Halbschwestern und liamiliaren. Ab- 
iehen war: Schwarzes Kreuz aul weißem Grunde. Weißen 
antel trugen zuerst nur die Ritter, später vielleicht nach 1244, 
eh die Klerikerbrüder. 
ie Templer und Johanniter hatte der Deutsche Orden das Pro- 
nzial-Systent - Haus - Provinz - Land - Gesamtorden mit 
amtur, Landkomtur, Landmeistcr, Hochmeister - im Gegen- 
tz zum bisherigen System selbständiger Abteien, Propsteien 
1d dergleichen. 
3m Hochmeister standen als Berater die Großgebietigcr zur 
itc: Großkomtur, Marschall, Spitler, Tresler, Trappier. Ge- 
tzgcbende Gewalt und die Wahl der obersten Bcamteten stand 
im jährlich tagenden Generalkapitel zu. Die Provinz hieß im- 
er Ballei, das Haus Kommende. 
bwohl die Kreuzzugsbewegung schon stark im Abflaucn war, 
eitcte sich der Deutsche Orden rasch aus, sodaß er in 100 jalv 
n über 700 Kommenden und ein Mehrfaches an kleineren Häu- 
rn, Seelsorgskirchen und Spitälern zählte. Sie lagen in den Bal- 
ien Armenien und Achaia, Sizilien und Apulien, Lampartcn, 
ankreich und Spanien, Utrecht, Bicsen, Westfalen, Sachsen, 
hüringen und Hessen, Koblenz, Lothringen und Schwaben, 
Franken, Böhmen, Österreich und Etsch und in den Ordenslän- 
dern Preußen und Livland. 
Die erste Schenkung an den Orden scheint von Herzog 
Konrad von Böhmen zu stammen, der 1189 Herzog wurde und 
1191 im kaiserlichen Feldlager vor Neapel starb. Geschenkt wur- 
den von ihm Güter in Böhmen, Mähren und Schlesien. 1197 
schenkte Kaiser Heinrich VI. das Hospital zu Barletta und das 
Kloster zu Hlst. Dreifaltigkeit in Palermo. 1198 oder 1199 bekam 
der Orden durch Friedrich v. Pettau Güter zu Groß-Sonntag, 
heute Velika nedelja. Um 1200 waren Brüder des Ordens zu 
Halle a. d. Saale, 1202 zu Bozen. 1204 zu Prag und wohl auch 
zu Wien. 
1209 gingen Brüder als Grenzschutz nach dem Pelopones, 1211 
nach Siebenbürgen, 1230 übernahmen sie den Kampf gegen die 
heidnischen Preußen, 1238 Livland. (- Kurland - Livland - 
Estland). 
Der Deutsche Orden wirkte im Mittelalter von seinen Kommen- 
den aus an wenigstens 1000 Seelsorgskirchcn und an hunderten 
von Spitälern. Seine Hauptbedeutung ist aber, daß er von 
1226-1561 Vorposten des Abendlandes gegen das Moskowi- 
tcrtum war. ' 
Der Orden unterwarf und christianisiertc die kleinen baltischen 
Völker - Esten, Liven, Letten, Preußen - und schuf hier einen 
Musterstaat. In den 120 Jahren von 1280-1400 erstanden aus 
Sumpf und Urwald über 100 Städte und mehrere 1000 Dörfer. 
Zum Unglück für die baltischen Völker mißlang das Eingliedern 
der Litauer in den Ordensstaat. Diese hallen den Polen 1410 zum 
großen Sieg bei Tannenberg. Im 13jährigen Krieg von 
1454-1467 brach der preußische Teil des Ordensstaates zu- 
sammen. Der livländische, allein zu schwach, erlag 1558-1561 
den Russen. 
ln der Reformationszeit gingen dem Orden durch Abfall der 
Gebiete von Altprcußen, Norddeutschland und Niederlande zur 
neuen Lehre die Balleien in diesen Gebieten ganz verloren. Die 
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