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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 5)

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testen Werken der oberösterreichischen Renaissanceplastik. Der ganzen 
I-Ierbigkeit einer spezifisch niederdeutschen Plastik, wie es die von Seiner 
Durchlaucht dem regierenden Fürsten Liechtenstein uns gespendete Relief- 
figur eines schreibenden Heiligen im Pilgerhabit ist (Abb. 8; Eichenholz, 
unbemalt; Höhe 61 Zentimeter), wird man doppelt deutlich inne, wenn man 
sie direkt neben unsere oberösterreichischen Arbeiten stellt. Die ganze Atti- 
tüde des Pilgers, der sich auf 
eine Streu niedergelassen hat, 
ist die eines „Mühseligen und 
Beladenen". Lange, wirre 
Haarsträhne fallen in die von 
sorgenvollen Gedanken ge- 
furchte Stirne, schwer drük- 
ken die breiten Lider auf die 
Augen, fieischlos sind die 
abgehärmten Wangen, der 
Kinnbart ungepflegt. Es ist 
etwas vorn Geiste Hebbel- 
scher Schwere in dieser Kon- 
zeption. Mit dem Ernst der 
Empfindung harmoniert der 
Ernst und die Gewissenhaf- 
tigkeit der künstlerischen Aus- 
führung, das Studium der 
Falten, die genaue Angabe 
des Stofflichen (zum Beispiel 
am Hut, der die Form unseres 
„]odlhutes" hat) und des De- 
tails (nicht einmal der Schnal- 
lennagel im Schuhriemen ist 
vergessen). Wie ich einer 
liebenswürdigen Mitteilung 
Seiner DllrChlallCht ßlltfleh- Abb. a. Schreibender Heiliger im Pilgerhabit, Eiche, nieder- 
me, begünsügt auch  Pro_ rheinisch, um x5oo (Geschenk des regierenden Fürsten Johann von 
venienz dieser Wandiigur die und z" Liecmnsm") 
Annahme, daß es sich um eine niederdeutsche Arbeit handelt; der Fürst 
hat sie nämlich in den 1870er Jahren über Empfehlung weiland Dom- 
baumeisters Schmidt aus einer größeren Sammlung des damals in Köln am 
Rhein lebenden Bildhauers Mohr erworben. 
Unter den übrigen Neuerwerbungen dieser Gruppe sind vier holz- 
geschnitzte Ölbergiiguren (abgelaugt, aus Christkindl bei Steyr) erwähnens- 
wert, die, obwohl sie noch ganz romanisch aussehen, wahrscheinlich doch 
kaum früher als ins XV. Jahrhundert anzusetzen sind; eine gewisse 
ländliche Primitivität täuscht, in der Begrenzung ihres Könnens, oftmals 
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