des Wajang golek (Abb. 4 und 5), eines Mario-
nettenspiels aus holzgeschnitzten und prachtvoll
kostümierten, vollplastischen Figuren, mit denen
lange Melodramen, vor allem aus der Mahäbharata,
aufgeführt werden. Der besondere Kopfschmuck
der einzelnen Figur deutet ihren Rang an. Ihre
lang herabhängenden Arme besitzen drei Glieder-
gelenke, so daß sie durch die an den Händen
ansitzenden langen Stäbchen von unten her aus-
drucksvoll dirigiert werden könnemNeben dem voll-
plastischen Wajang golek kommen auch Schatten-
spiele, Wajang purwa, ferner aus flachem Büffel-
leder geschnittene Puppenspiele mit reicher Be-
malung und Vergoldung vor, und ähnliches mehrf"
Gehen wir in das Bereich unserer eigenen
Kulturentwicklung im Mittelmeerbecken über, so
Finden sich auch bei den Ägyptern eine ganze
Reihe von Spielsachen vor, ein Hampelmann, der
eine Korn mahlende Sklavin darstellt, Krokodile
mit beweglichem Rachen, und also auch Puppen."
Sie sind entweder flach aus einem Holzbrettchen
ausgeschnitten und bemalt in der Weise unserer
Steckkissenkinder, stets aber mit langen Haaren
versehen, oder auch plastisch vollrund geschnitzt
und dann nackt (Abb. 6). Ob sie immer für Kinder
bestimmt waren, kann allerdings nicht als sicher
gelten, da auf einem Exem-
plar eines solchen ägyp-
tischen Puppenbabys der
ersten Art Hieroglyphen
zu sehen sind, die sonst
Dämonen bezeichnen, und
es weiterhin auch mög-
lich ist, daß derlei nackte
Mädchen, die als Grabbei-
" Vergleiche]. Bohatlx, Dasjavani-
sehe Drama (Wajang) in den Mit-
teilungen der Anthropologischen Ge-
sellschaft. Wien, 1905. S. 278 H.
'"' Vergleiche Gardner Wilkinson,
The Manners and Customs cf the
ancient Egyptians. A new edition,
revised and corrected by Samuel Birch.
London 1878. Vol. II. p. 63-65.
Abb. 5. Marionetten aus dem javani-
sehen Wajang golek. Clownhafter
Diener und Dämon. Anfang des XIX.
jahrhunderts (Frankfurt am Main,
Städtisches Völkermuseum)
Abb. 6. Flache und plasti-
sche Puppe (letzterer sind
die Haare ausgegangen)
(Ägypten, Altes Reich, Bri-
tish Museum)
Adolf Erman, Ägypten und ägypdsehes
Leben im Altertum. Tübingen, 1885.
I. Band. S. 235 f.
Abb. 7. Terrakotra aus Böotien (Tana-
gra). Weibliche Puppe, VIII. bis VII.
Jahrhundert vor Christi (Paris, Louvre)