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Gärtner vergewaltigte sein Material oder das Material vergewaltigte ihn.
Die Gegenwart tadelt in dem ersten Falle die Roheit, mit der die lebendige
Natur als gewöhnliches Baumaterial behandelt erscheint und vermißt im
zweiten Falle ein wesentliches Element der Gartenkunst, nämlich die Kunst.
Anders ausgedrückt: Formgefühl und Inhaltsgefühl liegen gegeneinander
im Streit. Dieses ganz verschiedene Empünden kommt am reinsten in den
Gegensätzen der Gartenkunst im XVIII. und im XIX. Jahrhundert zur
Hausgarten mit Kinderspielplatz, Giesecke, Leipzig (nach Photographie der Deutschen Werkstätten für Garten-
kunst)
Erscheinung. Im XVIII. Jahrhundert gelangte das F ormgefühl zu vollstän-
digem Sieg, im XIX. das Inhaltsgefühl. Die Gegenwart sucht nun nach einer
Aussöhnung und hofft vom Garten der Zukunft, daß er dem Formgefühl und
dern Inhaltsgefühl Rechnung trage. Das ist der Kern der Bestrebungen aller
heutigen Reformatoren der Gartenkunst, wie eines Schultze-Naumburg,
Lichtwark, Muthesius, Olbrich, Lux und anderer.
Schon früher als diese Deutschen sind die Engländer zu dieser Einsicht
gelangt, ohne sie indes theoretisch und lehrhaft auszubauen. Die meisten
englischen Villengärten sind nicht mehr Landschaftsgärten im Sinne Reptons
und seiner Genossen, sondern Anlagen, die Natur und Kunst in wohltuender
Weise in Harmonie zu setzen wissen (Abb. S. 238-240).