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Der Stifter hatte bereits anläßlich seines Aufenthaltes in Avignon vom
Papste Klemens VI. dessen Zusage erhalten, und wurde dies in einer Bulle
an den Erzbischof von Prag vom g. Mai 1346 bestätigt. Der Stiftungsbrief
Karls IV. datiert vom 21. November 1347. Als Patrone der neuen Stiftung
wurden die heilige ]ungfrau Maria, die Slawenapostel Cyrill und Method, der
heilige Adalbert und Prokop erwählt. Der damalige Prager Erzbischof
Ernst von Pardubitz brachte die Stiftung zur Durchführung.
Am zweiten Ostertag des Jahres 1372 konnte endlich die Kirche ein-
geweiht werden. Kaiser Karl IV., sein Sohn Wenzel, der Patriarch von
Alexandrien, die Kurfürsten von Sachsen und Mainz, die Erzbischöfe von
Prag und Gran, viele Bischöfe und Fürstlichkeiten wohnten der Feier bei.
Weil an diesem Tage, Ostermontag, das Evangelium von den nach Emaus
wandernden Jüngern gelesen wird, nannte das Volk die alljährlich immer
beliebter werdende Kirchweihfeier „Emausfesfß das Kloster davon „Emaus-
kloster".
Karl IV. bedachte seine Stiftung reichlich mit verschiedenen Schen-
kungen, unter andern sorgte er auch für die Anlage einer Bibliothek, der er
eine größere Anzahl slawischer Bücher überwies. Mit Erlaß vom 26. August
1356 bestellte er einen eigenen Schreiber, der zunächst die für den Gottes-
dienst nötigen Bücher abschreiben rnußte. Leider hat sich von diesen mit-
unter kostbaren Bücherschätzen nichts erhalten. Zur Zeit der hussitischen
Unruhen ging alles verloren, nur das sogenannte „Reimser Krönungs-
evangelium" ist erhalten geblieben, eine Pergamenthandschrift in Quart-
format, welche die slawischen Übersetzungen der Evangelien in cyrillischer
und glagolitischer Schrift enthält. Der cyrillische Teil soll aus der Hand des
Abtes von Sazau, des heiligen Prokop (1- 1053) stammen, der glagolitische
Teil aus der Feder des vorher erwähnten Schreibers (1395).
Der wertvolle Kodex, dessen Einband ursprünglich reich mit Gold,
Edelsteinen und Reliquien geschmückt war, wurde x4x9 von den Hussiten
mit vielen andern Wertsachen verschleppt, kam nach Konstantinopel und
wurde dort vom Kardinal Karl von Lothringen erworben, der ihn der
Kirche vom Reims verehrte (1574). Auf dieses Evangelium legten bis zum
Jahre 1775 die Könige von Frankreich bei ihrer Krönung
in Reims den Eid ab, weshalb der Kodex den Titel „Texte
du sacre" oder „Krönungsevangelium" erhielt. In den
Tagen der französischen Revolution ging dieser wertvolle
Kodex abermals verloren, bis er unter Napoleon, der den
Auftrag erteilt hatte, alle alten Handschriften zu sammeln,
wieder an das Licht des Tages kam, leider verstümmelt
und aller Kostbarkeiten beraubt. Er wurde in der Biblio-
thek der Stadt Reims aufbewahrt und 189g von der
Nationalakademie von Reims durch Louis Leger unter
dem Titel: Lüävangeliaire slavon de Reims, dit: Texte du
Abb. 16. Wappen des
Stiftes „Mont Senat" in _ _
Wien,x78x Sacre" publiziert.