Beweisführung einzig auf eine Anzahl Charakteristiken Riemenschneider-
scher Arbeiten von Anton Weber, die nach dem damaligen Stande der
Forschung sich noch in sehr allgemeinen
vagen Ausdrücken ergehen." Ubell läßt
nun wie einen Tadel durchblicken, daß
weder Weber in seinen späteren Riemen-
schneider-Auflagen noch die andern Bio-
graphen Riemenschneiders wie Streit und
Toennies von Geistbergers Entdeckung
Notiz genommen hätten, und vermutet,
daß, „hätte Bode den Altar aus eigener
Anschauung gekannt, er in ihm eine
wesentliche Stütze für seinen ,Meister des
Creglinger Altars' gewonnen hätte." "F Es
entzieht sich meiner Kenntnis, ob irgend-
einer der Genannten den Altar aus Au-
topsie oder Geistbergers Abhandlung kann-
te, ich bin jedoch der festen Überzeugung,
daß keinem, am allerwenigsten Toennies
oder Bode mit ihrem starken stilkritischen
Urteil je der Gedanke an Riemenschneiders
Autorschaft erwacht wäre oder Geistber-
gers Anschauung auch nur das geringste
Echo gefunden hätte. Und wenn Ober-
christlt" glatt bekennt, „die Frage nach
dem Künstler muß leider unbeantwortet
gelassen werden, da bisher kein sicherer
Anhaltspunkt gefunden werden konnte",
so verdient dies eher eine Anerkennung
denn einen Tadel, weil Geistbergers un-
glückliche Entdeckung damit wieder der
gerechten Vergessenheit hätte anheim-
fallen können. Auf jeden Fall hätte die
neuere kunstwissenschaftliche Forschung
sie höchstens als antiquarische Reminis-
zenz quittiert und ihr nur die gleiche ledig- Am, ,_ Heilig, lmbm von Tnmm, ymmm.
lich literarische Bedeutung beigemessen Schnßiimim Bwßdffhß" Neüonelmusßumi"
wie Adalbert Stifters Annahme von Dürers München
Beteiligung an dem Altarentwurf. Nun erhebt sich Ubell zum Anwalt Geist-
bergers und Riemenschneiders vor einem größeren Publikum. Weniger, um
1' Anton Weber, Dill Riemenschneider, zweite Auflage, Würzburg-Wien 1888.
m" Kunst und Kunsthandwerk, a. a. 0., S. 2.
"K" Florian OberchrisLl, „Der gotische Flügelakar und die Kirche in Keferrnarkt. Oberösterreich", Linz
1904. Oherchristl, der sich eng an Geistbergers Aufsatzfolge in den „Christlichen Kunstblärtern" anlehnt,
nennt klugerweise nicht einmal den Namen „Riemenschneidert