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Schätzung in sich. Nach dieser Richtung der alten kirchlichen Zentrale
wieder zu ihrem würdigen Ansehen zu verhelfen kann nur unter Berück-
sichtigung der verschiedensten Faktoren gelingen. Wie wir für die erste
Hälfte des XV. Jahrhunderts schon die Nachrichten über die untergegan-
genen Bischofsgräber des alten Domes als wichtige Dokumente heranzogen,
so wird man auch die übrige Plastik der Stadt als einen sicheren Grad-
messer ihrer künstlerischen Fähigkeiten zu betrachten haben. Man wird da-
bei nicht nur mit
der schönen „Ma-
ria SäuW-Figur
in St. Peter und
etlichen Figuren
des städtischen
Museums zurech-
nen haben, unter
denen manche,
wie der heilige
Andreas, ihre un-
mittelbare Zuge-
hörigkeit zu der
Gruppe um und
nachHeiderdeut-
lich verraten, son-
dern auch jener
Werke gedenken
müssen, die wie
die Seeoner Ma-
donna und Pieta
in Pürten (Be-
zirksamt Mühl-
dorf), die Ma-
donna von Weil-
dorf (Bezirksamt
Laufen), die Ma-
donna aus Hal-
lein im Museum
zu Darmstadt,
um nur einige zu
nennen, aus stili-
stischen oder ört-
lichen Gründen
der Salzburger
Schule einzurei-
hen sind und die
bezeichnender-
weise, soweit sie
sogenannte Stein-
gußarbeiten
(Feichten, Win-
höring,Niederalt-
im Bayrischen
. Abb. 32. Vorn Grabstein des Abtes Simon Farcher im . . ..
Nationalmuseum, 1410m, 5mm aich) sind, hau-
das Gnadenbild iig, wenn auch
fälschlich, mit dem Namen des kunstfertigen Erzbischofs Thiemo von Salz-
burg in Verbindung gebracht werden. Danach werden wir nicht an Eyben-
stocks meist recht handwerklichen Arbeiten allein Salzburgs bildnerisches
Können gegen und nach Mitte des Jahrhunderts bemessen und damit zugleich
verkennen dürfen; vielmehr werden wir rückschließen können, daß die
Figürliche Grabmalkunst eine nicht minder hohe Blüte wie_ die übrige
Plastik entfaltete, von der uns freilich in Salzburg selbst nur der Vitalisstein
ein vereinzelter Zeuge ist. Sein unbekannter Meister leitet neben dem
Schöpfer des Rupertusgrabes dann allmählich zu Valkenauers repräsen-
tativen Bischofsgräbern über.