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mit Legbrettern zum Kleider-, I-Iarnisch- und Werkzeugschrank. Das Inventar
des Schlosses Fragenstein erwähnt x482 zwei beschlagene Kasten „bei der
tur im Gewölb" und „item drey höch beslagen kasten in der Kamer vor dem
gewelb an der stuben, sind geschätzt umb XV. guld. Auf dem sal ain harnasch-
kasten ist geschätzt umb X. gulden". Einen I-Iamischkasten besaß auch die
Mühlbacher Klause: „ain zyrmeiner (aus dem Holz der Zirbelkiefer) Kasten
zu Gewand oder zu harnasch". Auf eine derartige Verwendung weisen die
Giebelschränke mit den starken, in die Rückwand eingelassenen Holzzapfen.
Für die Einstellung einzelner Schwerter in die an der Innenseite der
Türe angebrachte Leiste mit Ausschnitten fehlt jede Möglichkeit. Sie ist
also später hinzugekommen. Auch hierfür geben uns die Archive des aus-
gehenden XV. Jahrhunderts die Erklärung. Im Schlosse I-Iasegg befand sich
„ain kasten mit werchzeug", und es ist gewiß kein bloßer Zufall. sondern
eben durch den Wandel in der Benutzung der Giebelschränke zu erklären,
wenn der vorhin in der Mühlbacher Klause erwähnte „zyrmeiner Kasten zu
harnasch" wenige Jahre später in einem neu angelegten Inventar des
Jahres 1484 als „zyrmeiner kasten mit allerlay tischlerzeug und zymerzeug"
(Zimmermannswerkzeug) erscheint. Eine so rasche Änderung der Innenein-
richtung und Bestimmung des Schrankes im XIV. und XV. Jahrhundert darf
uns um so weniger wundern, als wir ja in unseren Tagen noch mehr und in
weit kürzeren Intervallen bei demselben Möbel des XX. Jahrhunderts zu den
verschiedensten Änderungen geneigt sind. Daß sich solche Vorgänge ein-
heitlich und selbst in weit voneinander abliegenden Gegenden so ziemlich
gleichzeitig abspielten, hängt mit der Eigenheit der kulturellen Entwicklung
zusammen, die im Mittelalter auf einer viel solideren Basis fußend,
begründeter und natürlicher war als unsere heutigen Kulturbestrebungen.
DIE HISTORISCHE AUSSTELLUNG DER
WIENER HOFBIBLIOTHEKSCP VON OTTOKAR
SMITAL-WIEN Sh
7 ' ' 7 NLÄSSLICH der 13. Tagung des Verbandes
i "i ' ' deutscher Historiker in Wien hat der Direktor der
k. k. I-Iofbibliothek, Hofrat Ritter v. Karabacek,
im Prunksaal eine Fachausstellung einiger der
seltensten Handschriften und Inkunabeln veran-
staltet, die dem Laien ebenso wie dem Fachmann
in Auswahl die wichtigsten Quellen zeigen soll,
aus denen der Historiker die Kenntnis der Ver-
gangenheit zu schöpfen pflegt. Durch die Ein-
beziehung von interessanten Stücken der Samm-
lung „Papyrus Erzherzog Rainer" und der orientalischen Handschriften
wurde bei dem beschränkten Raume eine Geschlossenheit in den erzählenden