bekannten Juwelieren. Es sei jedoch bemerkt, daß hier sehr schöne Stücke auf das
geschmackvollste präsentiert sind.
Die Societe Nouvelle besteht fast ausschließlich aus berühmten Künstlern; ihre
früheren Ausstellungen umfaßten nur auserlesene Kunstwerke. Man weiß nicht, was heuer
vorgefallen ist, doch ist die diesmalige Ausstellung der Societe Nouvelle nicht nur beinahe
leer, sondern auch in der Qualität nicht mehr auf derselben Höhe. Nicht ein einziges
Bild erzielt einen unbestrittenen Erfolg. Alles ist sozusagen „zweiter Güte" und die
bekannten Künstler zeigen hier nicht ihre besten Qualitäten.
Albert Besnard zehrt noch immer an seiner Indienreise. Zwei Studien davon lassen
uns ziemlich kalt. Charles Cottet ist natürlich seiner geliebten Bretagne treu: einige
düstere Marinen und ebenso finstere Volkstypen tragen nicht zur Erheiterung der Stim-
mung bei. Bei Dauchez haben alle Landschaften denselben bräunlichgelben Anstrich, auch
scheinen sie sämtlich in der gleichen Jahreszeit gemalt zu sein, eine Art herbstlicher
Frühling. Henri Duhem arbeitet mit etwas mehr Farbe, ist jedoch fast ebenso langweilig.
Die Bilder von Le Sidaner machen einen viel besseren Eindruck, wenn man deren nicht zu
viele nebeneinander sieht. Von den sechs ausgestellten Arbeiten sind zwei als besonders
gelungen zu bezeichnen.
Die Kunst Henri Martins ist für großflächige Effekte besonders geeignet; es schien
mir immer als könnten sich seine Gedanken in einem kleinen Rahmen nicht entfalten. Wir
sehen hier sechs kleinere Stücke, darunter ein Selbstporträt.
Menard ist seinem Stil treu geblieben, das Bild „Bucolique" enthält einen wunder-
baren LichteiTekt über einem See. Walter Gay malt vorzüglich prunkvolle Interieurs,
Maurice Lobre hat seinen Ruf mit den Bildern von den alten gothischen Kathedralen
begründet; seine Arbeiten aus Versailles sind weniger gelungen. Die Figuren von Lucien
Simon sind ebenso großzügig wie lebendig, „les carrioles", ein Bauernfestzug, ist sehr
flott entworfen. Raoul-Andre Ulmann ist für seine feingestimmten holländischen Land-
schaften stets von neuem zu bewundern. Ein zweiter Don Quichotte, diesmal von Sancho
begleitet, von La Gandara hat zwar nicht jenen durchschlagenden Erfolg wie das erste
Bild im Frühjahrssalon, ist aber als durchdachte Komposition durchaus bemerkenswert.
Fast alle Skulpturen, darunter einige Büsten recht häßlicher älterer Herren, sind von
Segoftin. Die kleine Mamorfigur „la chaine de la fatalite" von demselben Künstler ist eine
fein behandelte Allegorie.
Im Pavillon de Marsan (Musee des Arts Decoratifs) kann man sich über die jüngsten
Fortschritte der modernen Kunstgewerbler orientieren. Die „Societe des Artistes Decora-
teurs" hält dort ihre jährliche Ausstellung ab. jedenfalls wird in dieser Richtung sehr
eifrig gearbeitet, viel mehr, als dies in früheren jabren der Fall war, wo es nur vereinzelte
Versuche auf dem Gebiete des modernen Kunsthandwerkes gab.
Die Zimmereinrichtungen bilden wieder das Hauptkontingent. Wir sehen ein Herren-
schlafzimmer von Follot, Speisezimmer von Gaillard, von Selmersheim, von Tauzin und
von Andre Groult. Letzterer hat seinen früheren ländlich freundlichen Stil wieder gefunden
und leistet auf diesem Gebiet das Beste. Praktische Arbeitszimmer sind jene von Maurice
Quenioux und von Majorelle. Die sensationellsten, nicht immer zweckmäßigen Neuheiten
erwartete man von Andre Mare. Sein Schlafzimmer ist aber diesmal nicht besonders grell-
farbig, ein großgestreifter grün und blauer Leinenstoff wirkt immerhin sehr apart, besonders
als Kontrast zu den kostbaren eingelegten Möbeln. An merkwürdigen Einrichtungsgegen-
ständen verdient das Boudoir von Sue und Palyart die Palme. Die kleinen Kunstmöbel von
Clement Mere sowie seine diversen Sächelchen in Lack, Elfenbein und Leder werden
selbst von den Feinden der modernen Richtung rückhaltslos bewundert. Es gibt hier auch
eine Anzahl sehr geschmackvoller Stücke in gemaltem Glas, Fayence und in Schmiede-
eisen. Die Holzschnitzereien von Bigot, Sandoz und Le Bourgeois sind sämtlich ungemein
sympathischer Natur. Auf dem Gebiet weiblicher Handarbeiten bleibt Madame Ory-Robin
die bemerkenswerteste Künstlerin. Th. de Kulmer