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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 6 und 7)

an; 
Keime dieses Wahrheit gehrenden Dranges, in dem Bildnis desArchidiakons 
I-Iinderkircher in Gars ringen sie sich kraftvoll durch, in Herzog Albrechts 
Zügen lösen sie sich von realen Eindrücken zu idealer Freigestaltung los, 
um endlich in der Gestalt des würdigen Kastenmayr zu abgeklärter Reife und 
Größe sich zu entfalten. Bedarf es angesichts einer so zwingenden und doch 
so zwanglosen Entwicklungsreihe noch sonderlicher Belege, so können wir 
sie nur von der Handschrift des Künstlers im Detail fordern. Man ver- 
gleiche daraufhin die sonst nirgends wiederkehrende Augenbildung, die allen 
 
Abb. 28. Scbeintumba des Dompropstes Paul von Polhayrn in der Herrenkapelle des Domes zu Passau 
seinen früheren Werken gemein ist, die Bildung der Stirne, den unnach- 
ahmlichen Ansatz der Augenbogen an der Nase mit den ernsten Querfalten, 
die halbversteckten Ohren, das zuckende Fleisch, oder mehr äußerliche 
Dinge, wie das geschuppte Pelzwerk, das am Hut des Herzogs wiederkehrt, 
oder die Falten der schon im Kleiderschnitt eigenartigen Ärmel, die an den 
Ellenbogen auffällig weit, an den Schultern und am Handgelenk aber eng- 
gebunden, schon Pienzenauers Pedumhalter in Berchtesgaden trägt. Besonders 
charakteristisch ist endlich der Querschnitt der Haare Kastenmayrs, dem 
wir genau so am Bildnis I-Iinderkirchers und Herzog Albrechts begegnen. 
Die Summe dieser absoluten Gleich- und nicht nur Ähnlichkeiten deutet auf 
einen und denselben Künstler, der, ohne je seine technischen Ausdrucks- 
mittel zu ändern, dennoch seine formalen Ausdrucksmittel damit zu
	        
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