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Berner Münsters, die gleichfalls als Ulmer Werk aus der Mitte des XV. Jahr-
hunderts anzusehen sind und auf den dramatischen Stil Multschers zurück-
gehen. ]a das prächtigste, das Hostiemühlenfenster, mutet fast wie ein
Werk von Konrad Witz an und bedeutet in der Kühnheit, mit der die
Darstellung über sämtliche vier Fensterteile gezogen ist, und in der reichen
Verwendung spätgotischer Architekturdekoration einen Vorläufer Hans
Wilds.
Die stärkste Einwirkung des niederländischen Realismus und seiner
glänzenden Öltechnik findet man in der Kölner Schule. Und Köln ist es
auch, das in einer glänzenden Reihe von Glasfenstern das Genie seiner
besten Maler für diese Kunstübung auszunutzen weiß. Zweierlei ist dabei
bemerkenswert; daß die leuchtende und gleichsam farbigen Gläsern ent-
lehnte Kunst ihrer Tafeln, die fast mit Dirk Bouts und van der Goes wett-
eifert, in den Glasfenstern nicht zu finden ist, daß vielmehr die Grisaille-
rnalerei mit eingestreuten farbigen Scheiben die Hauptrolle spielt; sodann
daß die bestimmten Meistern zuzuschreibenden Fenster durchgängig zu
deren reifsten und schönsten Arbeiten gehören, ja daß die genaueste Über-
wachung und teilweise Mitwirkung der Kartonzeichner bei der Ausführung
kaum zu bezweifeln ist. Wir gewinnen an den Monumentalfenstern Kölns
aus dieser Zeit bis zur Mitte des XVI. Jahrhunderts fast lauter Hauptwerke
der führenden, Maler; und wenn die jahrhundertelange Tradition der
Kölner Glasfenstermaler
für eine glänzende Aus-
führung mit allem Raf-
iinement einer jetzt bis
ins Letzte ausgebildeten
Technik sorgt, so ist doch
nicht daran zu denken, daß
die Maler selber sich nur
mit der Lieferung des Kar-
tons und der Farbenskizze
begnügt hätten.
Die Reihe der Haupt-
schöpfungen wird eingelei-
tet durch das Kreuzigungs-
fenster in der Hardenrat-
Kapelle von St. Maria im
Kapitol von 1466 nach dem
Meister des Marienlebens.
Ist hier schon die Dar-
Stellung bildartig über das
ganze Fenster, über die
Pfosten weg gezogen, so
Auferweckung des Lazarus in St. Anna in Neuötting von Hans Wertinger, _ _
um 15m bis 1520 (nach Schmitz) gibt dOCh BfSt (118 ge-