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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 5)

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Berner Münsters, die gleichfalls als Ulmer Werk aus der Mitte des XV. Jahr- 
hunderts anzusehen sind und auf den dramatischen Stil Multschers zurück- 
gehen. ]a das prächtigste, das Hostiemühlenfenster, mutet fast wie ein 
Werk von Konrad Witz an und bedeutet in der Kühnheit, mit der die 
Darstellung über sämtliche vier Fensterteile gezogen ist, und in der reichen 
Verwendung spätgotischer Architekturdekoration einen Vorläufer Hans 
Wilds. 
Die stärkste Einwirkung des niederländischen Realismus und seiner 
glänzenden Öltechnik findet man in der Kölner Schule. Und Köln ist es 
auch, das in einer glänzenden Reihe von Glasfenstern das Genie seiner 
besten Maler für diese Kunstübung auszunutzen weiß. Zweierlei ist dabei 
bemerkenswert; daß die leuchtende und gleichsam farbigen Gläsern ent- 
lehnte Kunst ihrer Tafeln, die fast mit Dirk Bouts und van der Goes wett- 
eifert, in den Glasfenstern nicht zu finden ist, daß vielmehr die Grisaille- 
rnalerei mit eingestreuten farbigen Scheiben die Hauptrolle spielt; sodann 
daß die bestimmten Meistern zuzuschreibenden Fenster durchgängig zu 
deren reifsten und schönsten Arbeiten gehören, ja daß die genaueste Über- 
wachung und teilweise Mitwirkung der Kartonzeichner bei der Ausführung 
kaum zu bezweifeln ist. Wir gewinnen an den Monumentalfenstern Kölns 
aus dieser Zeit bis zur Mitte des XVI. Jahrhunderts fast lauter Hauptwerke 
der führenden, Maler; und wenn die jahrhundertelange Tradition der 
Kölner Glasfenstermaler 
für eine glänzende Aus- 
führung mit allem Raf- 
iinement einer jetzt bis 
ins Letzte ausgebildeten 
Technik sorgt, so ist doch 
nicht daran zu denken, daß 
die Maler selber sich nur 
mit der Lieferung des Kar- 
tons und der Farbenskizze 
begnügt hätten. 
Die Reihe der Haupt- 
schöpfungen wird eingelei- 
tet durch das Kreuzigungs- 
fenster in der Hardenrat- 
Kapelle von St. Maria im 
Kapitol von 1466 nach dem 
Meister des Marienlebens. 
Ist hier schon die Dar- 
Stellung bildartig über das 
ganze Fenster, über die 
Pfosten weg gezogen, so 
 
Auferweckung des Lazarus in St. Anna in Neuötting von Hans Wertinger, _ _ 
um 15m bis 1520 (nach Schmitz) gibt dOCh BfSt (118 ge-
	        
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