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MODEAUSSTELLUNG IM OSTERREICHI-
SCHEN MUSEUM 50' VON HARTWIG FISCHEL
à 3,2 alleni Gebieten, auf welchen unsere Zeit
i? sich kÃŒnstlerisch betatlgt, 1st die Kleidermode das-
W QWJllll"'w'l1i jenige welches mit dem Leben des Ta es mit
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zfffÌÀÌfi a-J w": d; den Wunschen und Bedurfnissen weitester Kreise
am engsten verknÃŒpft ist. Nicht nur groÃe wirt-
{Kf-fjyisj schaftliche Interessen sind dabei im Spiele, auch
f (v? Standes- und Gesellschaftsfragen, persönliche Inter-
42 Ì}, 1} essen intimster Art spielen eine Rolle, die den besten
"L1" kÃŒnstlerischen Absichten starke Hemmungen ent-
gegenstellen.
Gerade hier muà die kÃŒnstlerische EintiuÃnahme am hÀufigsten ihr
individuelles GeprÀge aufgeben und ihre AnpassungsfÀhigkeit erproben; auf
dem Gebiete der Mode tritt die vollkommenste Leistung dann ein, wenn
weder die Eigenart des Schaffenden noch die Persönlichkeit des Bestellers
auffallend hervortritt.
Stets hat es Sonderbestrebungen gegeben und stets werden einzelne es
wagen, mit originellen und stark persönlichen Leistungen vor die Ãffent-
lichkeit zu treten, aber nur ÀuÃerst selten wird es solchen Leistungen
beschieden sein, eine gröÃere Wirkung auf weitere Kreise zu erlangen,
welche das Wesen der Mode bedingt.
âWenn das Volk dich aufmerksam ansieht, dann bist du nicht gut
angezogen: dann bist du zu viel angezogen, zu sehr behÀngt oder du denkst
zu viel ÃŒber deine Kleidung nach." S0 hat einst ein sehr einHuÃreicher
FÃŒhrer im Reiche der Kleidermode seine Meinung festgelegt (Brummel).
âDer Sieg ist erreicht, wenn man zu gleicher Zeit gewöhnlich und vornehm
aussieht, von den Menschen seiner Art erkannt und von der Menge
unbeachtet."
Wenn die Mode also vom Standpunkte des allgemeinen Geschmacks
keine plötzlichen Ãnderungen durch einzelne und keine heftigen persön-
lichen Eingriffe vertrÀgt, so gestattet dies ebensowenig die wirtschaftliche
Bedeutung der Mode. Hier handelt es sich vor allem um weitgreifende und
festgefÃŒgte Organisationen, die nicht willkÃŒrlich, sondern nur vorsichtig und
geschlossen ihre RichtungsÀnderungen vornehmen können.
Die Mode steht im Kreislauf internationaler Beziehungen, ist von ihrer
AllgemeingÃŒltigkeit bedingt und so sprunghaft scheinbar ihre ÃuÃerungen
auftreten, so wenig vermag der einzelne und sei er auch kÃŒnstlerisch
noch so einfiuÃreich und ÃŒberragend in diese Bewegung willkÃŒrlich ein-
zugreifen. Auch die plötzlichen SprÌnge gehorchen gewissen Gesetzen, wie
die Wellenberge und WellentÀler, die, von schwÀcheren oder heftigeren
Winden erzeugt, als Ausdruck der Bewegung flÃŒssiger, groÃer Massen
erscheinen.