Zurückhaltung bewahrten, die ein Kennzeichen guten Geschmacks bildet. Sicherlich ist
der Umstand, daß die den Abteilungen zugeteilten Kräfte an Ort und Stelle wirken können
und genaue Kenntnis der räumlichen Verhältnisse erlangen. ebensosehr ein großer Vorteil,
wie anderseits der Umstand wichtig ist, daß auch die Durchführung der Arbeiten durch die
militärische Organisation in einwandfreier Weise gesichert wird.
Anschließend an diese beiden Abteilungen ist die Gruppe des Bauwesens ausgebreitet,
die inhaltlich viel Interessantes bietet und gut angeordnet ist.
Man kann hier erkennen, daß auch in den umfangreichen Hochbauten, welche im
Gefolge des Krieges entstanden _ durch diesen hervorgerufen - ein künstlerischer Einiluß
zur Geltung kommen konnte. Bei Bauanlagen der Luftfahrtruppen und auch in Lagerbauten
kam die Mitwirkung von Kräften zur Geltung, die bewiesen, daß auch einer Spitalsküche,
einer Luftschifferkaserne, einem Gotteshaus für Gefangenenlager jene Form gegeben
werden kann, die ausdrucksvoll, zweckvoll und geschmackvoll zugleich wirkt.
Wenn solche Einflüsse zumeist nur glücklichemZusammentreiTen günstigerUmstände
zu danken sind, so bilden sie doch eine so ermunternde und belebende Tatsache, daß
sie hervorgehoben zu werden verdient.
Daß auch bei beschränkter Zeit, mit einfachen Mitteln bauliche Aufgaben gut gelöst
werden können, beweist nicht nur der architektonische Aufbau der Ausstellung selbst,
sondern auch der Inhalt an vielen Stellen. Es haben so nicht bloß Zeichner und Maler,
sondern auch Architekten Gelegenheit gefunden, ihre Kunst jenen Problemen zuzuwenden,
die der Krieg geschaffen hat.
KLEINE NACHRICHTEN Sie
RUNDFORMEN DER KUNSTANSCHAÜUNG. Das Interesse des
zeitgenössischen Publikums an den Werken der bildenden Künste ist mit den
Jahren zusehends gestiegen. Neugründungen von Museen und Kunstsalons, wechselnde
periodische Ausstellungen, auch eine unserm zunehmenden materiellen Wohlstand
entsprechende private Sammeltätigkeit von Gemälden und Bildhauerarbeiten, sodann
Kunstbücher und aeitschriften mit trefflichen Druckwiedergaben, nicht zuletzt die
vielerlei unterrichtenden Vorträge mit dem Lichtbilderapparat bezeugen diese weit inter-
essierte ästhetischeAufnahmefähigkeit einer kunstbegeisterten Menge. Andererseits hat
sich das Schaffen der Künstler selbst nicht nur unendlich vervielfältigt und über manche,
frühem Zeiten noch als „unkünstlerisch" oder „außerkünstlerisch" geltende Gebiete schnell
ausgebreitet - man denke besonders an das reiche Betätigungsfeld der modernen Nutz-
künste -, sondern vor allem auch sich stetig vertieft und in seinen sich selbst gestellten
Aufgaben verfeinert und verinnerlicht. In einer raschen, in sich selbst jedoch begründeten
Entwicklung lösten die jeweiligen ästhetischen Probleme der bildenden Kunst sich ab: Das
Stadium des Naturalismus wich der impressionistischen Verfeinerung und Empfindungs-
Steigerung, bis auch dieser psychologisch auflösende Impressionismus seine Zielsetzung
und die Umkehr seiner eigenen Werte in einer wieder mehr zusammenfassenden, monu-
mental aufbauenden Gestaltungsweise fand, die man, im Gegensatz zu der impressio-
nistischen „EindrucksWKunst, die Kunst des „Ausdrucks", den Expressionismus, nennt.
Bei solcher Fülle des auf den Betrachtenden eindringenden Kunstmaterials und der
in wechselnder Mannigfaltigkeit dem Schaffenden sich darbietenden Probleme erscheint es
als Gebot intellektueller und energetischer Selbsterhaltung, sich die Grundtatsachen vor
Augen zu führen, die den Aufbau und die wirkungsmäßige Lebensäußerung des optischen
Kunstwerkes ausmachen. In einem vor kurzem erschienenen Werk „Kunstgeschicht-
liche GrundbegriHe. Das Problem der Stilentwicklung in der neueren Kunst" (F. Brück-
mann A.-G. München) hat ein Meister der kunstpsychologischen Betrachtungsweise, zu-
gleich ein Kunstschriftsteller von hohem Rang, Heinrich Wölfflin, in fünf gegensätzlichen
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