Künstlerisch und quantitativ an zweiter Stelle
kommen die Neißer Goldschmiede, auf die schon der
Tropp auer Katalog der Ausstellung altösterreichischer
Arbeiten hingewiesen hat, die weniger mit dem mehr
protestantischen Breslau zusammenhängen als mit
Wiener oder Olmützer Werken Ähnlichkeit haben
und deren Hauptmeister Markus Tausendschön (1604
bis 1630), Hans Ostermann (seit 1625) und Martin
Vogelhund (1699 bis zirka 1735) waren.
Ein effektvoller reich getriebener Meßkelch in
reichen Louis XV-Formen, den Meister Ignatz Rie-
ger (1763 - 88) schuf (Kat. Nr. 580), charakterisiert
die Blütezeit der Neißer Kunst, der hauptsächlich
kirchliche Aufgaben gestellt wurden. Wie in Augs-
burg, Olmütz und auch in Wien liebte man ovale Auf-
lagen aus purpurfarbenem oder buntem Email mit
biblischen oder Heiligendarstellungen.
Bei der 1904 stattgefundenen Ausstellung öster-
reichischer Goldschmiedearbeiten im Kaiser Franz
Joseph-Museum zu Troppau konnte ich einige wenige
Stückevon reichenRenaissance-Goldschmiedewerken
zusammenstellen, die den Olmützer Adler als Be-
schauzeichen tragen. Die kleine Reihe hat durch die
Breslauer Ausstellung eine Vermehrung erhalten. Das
bedeutendste der neuaufgetauchten Objekte ist eine
im Katalog nicht mehr erwähnte kleine Deckelkanne
aus dem Besitz des Reichsgrafen Friedrich Schaff-
gotsch in Warrnbrunn. Es ist eine sechsseitige Kanne
_ _ AusstellungvonGoldschmiede-
auf rundem Fuß und mit rundem Deckel und mit „bmmin Bmlau, „_„,5_A.,;_
reichem gegossenen Henkel, vortrefflich getrieben mit ers"h"nßsßßu' W" K35?"
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Mascarons,Rollwerk-J-Iermen- undPalmettenfriesen. S am a r n )
Den Deckelknauf krönt ein stehender Krieger mit Schild und Speer. Die sechs
Felder des Mantels zieren abwechselnd drei ovale Perlmuttermedaillons und
drei ovale Silberfelder mit transluzidem Grubenschmelz, Rollwerk, Laubwerk
mit Vögeln, Vasen etc., etwa in der Art des H. Lencker auf seinem Schreib-
zeug in der Münchener Schatzkammer. Die Perlmutterschnitzereien tragen die
Umschriften: „Imp. Oth", ferner„IlRe Salamon" und „Santa Maria", offenbar
Arbeiten, die der Besteller der Kanne aus Italien mitgebracht hatte. Ein-
graviert sind die Initialen der Herzogin Sophie Katharina, Gemahlin Georg III.
zu Brieg, die 1 65g starb und die Tante des Herzogs GeorgWilhelm war, dessen
gegossene Portraitmedaille im Deckel vorn eingelassen ist. Sie ist signiert
S. K. und offenbar identisch mit einer der bei Friedenthal unter 1973 ff. an-
geführten Medaillen von Samuel Koller. Neben dem Adler, dem Olmützer
Beschauzeichen, ist noch das Zeichen eines Meisters M K (monogrammiert)
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