keinen „dolus" oder eine „Malversation", sondern nur „Negligenz" nach-
weisen. Aber er wurde nicht nur entlassen, sondern auch mit einer neuen
Untersuchung bedroht."
Es wird nun also Sorgenthal, mit der Gültigkeit vom 1. Februar 1772
an, zum Direktor ernanntf" Er erhält eine jährliche Besoldung von 4000 H.
„nebst der freyen Wohnung in Ioco der fabrique, und hat . . zugleich der
ob der Ennserischen Landeshauptmannschaft, in Manufacturs- und Com-
mercien-Sachen, als Landrath . . . beyzusitzen"."""'
Es ist uns auch die sehr umfangreiche „Insfruciion für den kais: königl:
Landrath Herrn Conrad von Sorgenthal als Director der kais: königl: privi-
legirten Wollen-Zeug-Fabrik zu Linz" erhaltenrl-
Er wird darnach dem k. k. Hofkommerzienrat, unmittelbar aber einer
unter dem Hof-Kommerzien-Vizepräsidenten Baron von Reischach einge-
setzten „besonderen Commission" unterstellt.
Bemerkenswert erscheint uns der 74. Abschnitt: „In Ansehung neuer
Artikel ist folgendes zu beobachten, der Herr Direktor wird sich in
beständiger Kenntniß auswärtiger Wollenzeugwaaren erhalten, und des-
wegen eine gute Correspondenz sich beyzulegen, auch von Zeit zu Zeit
fremde Muster zu erhalten trachten.
Äußert sich nun, daß die auswärtige [Ware] in der Appretur einen
merklichen Vortheil erhalten, so wird er solchen ebenfalls zu erreichen
befiissen seyn, und deswegen über geschehende Anzeige von der CorTlission
entweder die Herbeyziehung eines geschickten Appreteurs, oder aber die
Absendung einer vertrauten Person bewilliget werden. KorTxen ganz neue
Artikel zum Vorschein, werden der Fabrick auf etliche Muster in Stücken
Pässe ertheilet werden. Nach diesen Mustern sind sodann die Proben und
Calculafionen zu machen. Gerathen die erstern und zeigen die letztern
einen angemässenen Nutzen, so kann der Versuch geschehen, 0b und wo
damit ein Verschleiß zu erhalten; wornach die weitere Einleitung zu ver-
anlassen-H- '
Jedoch ist dabei die Vorsicht zu gebrauchen, dass das Publicum in
keine allzu große Neugierde, sonderlich in Ansehung faconirter Zeuge
1' Vgl. x73 vom März 1772. In einem gedruckten Zirkular, in dem die zur „Firma" berechtigten Beamten
und deren Unterschrift mitgeteilt werden (Nr. 134 vom April 1772), heißt es trotzdem, daß Stegner „in Gnaden
enthoben" worden sei. Es ist ganz lehrreich, solche übliche Redensarten einmal genauer verfolgen zu können.
" Nr. x24 vom Februar x77a.
"" Sorgenthals ursprünglicher Name ist Sörgel. Er stammt aus einer nachWien ühersiedelten Nürnberger
Familie, ist selbst aber noch in Nürnberg geboren. Die "Niederläger Sörgel und Sohn" finden sich zum Beispiel
in einer Konsignation in Nr. x82 vorn September 1782. erwähnt.
Schon im Eltemhause hefaßte er sich mit dem Handel, trat aber im Jahre 175g in das kaiserliche Heer
und wurde hier Unterleutnant. Verwundet ging er dann in den Zivilstaatsdienst über und wurde im jahre x7 65
zum niederösterreichischen Kommerzienrat ernannt. In demselben Jahre war er auch, noch als Kapitänleutnant,
in den Adelsstand mit dem Prädikat „von Sorgentha!" erhoben worden. (Er unterschreibt sich übrigens meistens
4 aber nicht immer - "Konrad v. Sorgenthallü) Der Name Sörgel scheint bald ganz unterdrückt worden zu
sein; auch in amtlichen Stücken erinnern wir uns nur ein einziges Mal (Nr. x84 vom September x78a) den
„Commercien-Rath Sörgel V Sorgenthal" gefunden zu haben. Weiteres über Sorgenthal siehe Seite 318.
Anmerkung " und Seite 330, Anmerkung 4'.
i" Nr. r34 vorn April r77z.
H- Wir hören später wiederholt von dem Verkaufe älterer eingeführter Musterstücke.