CONCZ WELCZ, DER GOLDSCHMIED ZU ST.
JOACHIMSTHAL Sie VON EDMUND WILHELM
BRAUN-TROPPAU 5h
Tff 5;) NTER die interessantesten, aber auch rätsel-
t A haftesten kunstgewerblichen Handzeichnungen
aus der Zeit der deutschen Renaissance ist ein
Blatt der Albertina (Inv. Nr. 5138) zu zählen, das
Meder in seiner Haudzeichnungenpublikation
unter Nr. 62g bekannt gemacht hat. Es ist eine
am
den Dimensionen 27'4 X 14-3 Zentimeter (Abb. I)
und veranschaulicht einen reich geschmückten
Deckelpokal in den Formen der deutschen Früh-
renaissance. Auf der linken Seite des Blattes hat der Künstler unter einen
niedrigen Baumstrunk einen rechteckigen Steinblock gezeichnet, der die
Inschrift CONCZ WELCZ 1532 trägt. Angelehnt an demselben erblicken
wir die Figur eines baarhäuptigen vollbärtigen Mannes mit kräftigem Schnurr-
bart, der sich mit der Rechten auf einen Stock stützt, während die auf der
Steinplatte ruhende Linke ein Bildschnitzerinstrument hält, das sogenannte
Balleisen, das uns von Peter Flettners": Monogramm und Wappen - letz-
teres auf dem Grabstein des Meisters am Nürnberger Johanniskirchhof -
bekannt ist. Über dem Kopfe des in modischer Landsknechtstracht gekleide-
ten Mannes" hängt an einem Zweiglein des verwitterten kahlen Stammes
neben einem Vogel ein Schrifttäfelchen mit Hatterndem Bande herab.
Zweifellos haben wir in dem Dargestellten ein Selbstporträt vor uns.
Concz Welcz, der Goldschmied, der gleich seinen Zunftgenossen auch die
Kunst des Bildschnitzens beherrschte, hat sich neben der meisterhaft durch-
geführten Visierung eines Pokales, welcher wohl gleichfalls als sein Werk
anzusehen ist, auf dem Blatte verewigt.
Der Pokal selbst, ein stattliches Stück deutscher Goldschmiedekunst,
erhebt sich auf einem runden Fuße, der auf drei noch in gotisierenden Formen
gehaltenen Granatäpfeln ruht. Eine Hohlkehle mit Blattfries vermittelt den
Übergang zu dem naturalistisch gebildeten Sockel, der in zierlicher reicher
Durchbildung ein Silberbergwerk im Betriebe zeigt. Der als Bekrönung
herauswachsende Nodus ist streng ornamental gebildet und zeigt vierpaß-
förmig angeordnete, schlank in die Höhe getriebene Voluten mit dazwischen-
gelagertem Akanthuswerk. Darüber liegt auf einem schmalen Gebälk ein
runder, etwas gedrückter Knauf, der gleichfalls mit reliefiertem Akanthus-
werk geziert ist; die Verbindung zu der Cuppa vermittelt ein schalenförmiger
Aufsatz, der vier - drei davon sind nur sichtbar - runde Medaillons mit kleinen
v Konrad Lange „Peter Flettner", xBg7, Seite 5, mit Abbildung des Grabsteines. Die verschiedenen
Monogramme Flettners sind bei Reimers, „Peter Flettner", xBgo, Seite 4, wiedergegeben.
"' Es ist nicht ohne Interesse, hier anzumerken, daß sich auch Flettner einmal als Landslmecht ge-
zeichnet hst. Man vergleiche den Holzschnitt, abgebildet Reirners, a. a. 0., Fig. 40, Seite 55.
4M
s
sorgfältig durchgeführte Tuschfederzeichnung in-