Von den Monstranzen befindet sich die schönste in St. Georgen bei Wildon.
Sie hat die übliche Sonnenform, getriebene Figuren und ein herzförmiges
Lunulagehäuse. Der Fuß ist mit getriebenen Blattranken, Blumenkörbchen
und Muschelornamenten verziert. Auch die Rauchfässer in Wildon und
Afienz sind wegen ihrer schönen Ausführung hervorzuheben. Das sehr
hübsche Wildoner Rauchschiffchen, nach dem Beschauzeichen vor dem
Jahre 1718 erzeugt, ist am Fuß und Schiff mit getriebenen Blattranken und
Muschelornamenten geschmückt und hat als Griff einen schönen gegossenen
Delphin.
Der Kontinuität halber wollen wir hier gleich den Sohn unseres für Graz
erstklassigen Meisters besprechen. Das Meisterbuch der Innung meldet uns,
daß der aus der Fremde nach Graz zurückgekehrte Joachim Vogtner am
20. August 1747 um das Jus seines Vaters anhielt und am r8. Februar r748
nach Vorzeigung des Meisterstückes zum Meister angenommen wurde. Bald
darauf, am 25. April desselben Jahres, heiratete er. Wir finden ihn später
durch drei Jahre, von 1758 bis 1761, als Obervorsteher der Innung tätig
und lesen im Meisterbuche, daß ihm im Jahre 1773 von der Goldschmiede-
innung ein Sohn aufgedingt und freigesprochen wurde, von dem wir aber
weiter nichts mehr zu hören bekommen. Joachim Vogtner hat in seinem
Gewerbe kein Glück gehabt, denn im Jahre 1777 muß die Innung für ihn
„das Armeleutgeld" bezahlen und zwei Jahre später kommt er ins Bürger-
spital. Gleichzeitig wird sein Jus an einen anderen Meister weiterverkauft.
Am I8. März 1782 ist er im Alter von 60 Jahren als Bürgerspitaler ge-
storben. Die Ursachen, warum dieser tüchtige Meister zugrundegegangen
ist, sind nirgends zu ermitteln gewesen. Es ist aber gelungen, fünf Arbeiten,
die mit seinem Meisterzeichen versehen sind, aufzufinden.
Die beste dieser Arbeiten, die im Bilde vorgeführt wird, ist die sehr
schöne, sorgfältig ausgeführte Sonnenmonstranz in Mariatrost (Abb. 8). Sie
ist 74 Zentimeter hoch, 4-3 Kilogramm schwer, ganz aus vergoldetem Silber
und im Jahre 1748 angefertigt worden. Das Bild zeigt die reiche Treib-
arbeit, Kartuschenwerk, das im Oberteil sogar bis zum geschwungenen und
verkröpften Gesimse ausgebildet ist, mit meist muschelförmigem Blattwerk.
Ganz oben vor einem Tatzenkreuze schwebt der heilige Geist. Darunter
sitzt unter einem Baldachin Gott Vater auf Wolken; seine Linke umfaßt
die Weltkugel. Vom Baldachin laufen seitwärts Festons, die von zwei
schwebenden Engeln gehalten werden. Zwei weitere Engel befinden sich
weiter unten zu beiden Seiten des Allerheiligsten in anbetender Stellung, der
eine mit dem Weihrauchfasse, der andere mit dem Weihrauchschiffchen.
Hinter dem Ganzen ragt ein Strahlenkranz hervor. Die Lunula trägt das
Chronogramm MeLChIseDeCh (1751), bemerkenswert wegen seiner Kürze
und noch mehr wegen seiner Bedeutung; ein Hinweis auf die wiederholt in
der Schrift vorkommenden Worte, mit welchen Christus „der hohe Priester
nach der Ordnung des Melchisedech" genannt wird. Der einzige ursprüng-
liche Edelsteinschmuck der Monstranz ist ein schöner Opal mit einem